Wer nicht hören will …

„Eines erscheint mir sicher: In den kommenden Jahren wird die Natur uns Menschen sehr konsequent vor Augen führen, wie unverantwortlich wir seit langem mit ihr umgegangen sind.“

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Seit ich vor einem Jahr (Ostern 2019) das Buch veröffentlicht habe, dem obiges Zitat entnommen ist, haben sich so viele Naturkatastrophen ereignet, dass man den Überblick darüber verlieren könnte. Die schlimmste Heuschreckenplage in Afrika seit 70 Jahren z.B. haben wir von Europa aus vielleicht nicht einmal mitbekommen, die ungewöhnlich starken und anhaltenden Wald- und Torfbrände in Sibirien und Kanada womöglich schon wieder vergesssen. – Die Bilder vom brennenden Amazonas-Regenwald in Südamerika sowie der verheerenden Buschfeuer in Australien werden da vielleicht noch eher in Erinnerung geblieben sein.

Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, sind wir allerdings schon wieder von einem anderen Ungemach überrollt worden: einer Viruspandemie, die von europäischen Politikern unisono als „größte Katastrophe seit 1945“ bezeichnet wird. In Österreich begann der Ausnahmezustand passenderweise am Freitag, dem 13. März mit Hamsterkäufen fast wie im Krieg. Seither steht bei uns wie auch anderswo das öffentliche Leben still. Kindergärten, Schulen, Universitäten sind zu, die meisten Geschäfte geschlossen, alle Grenzen dicht. Der Flugverkehr kam weitestgehend zum Erliegen. Es fahren angeblich auch keine Containerschiffe mehr, viele Fabriken und die Arbeit stehen still! Und diese Stille breitete sich aus: Werktags hört man jetzt die Vögel singen wie sonst nur an Sonntagen.

Ein Frühling wie aus dem Bilderbuch – die Sonne scheint, Blumen und Bäume blühen, die Leute sitzen zu Hause. Man hat auf einmal Zeit: Seit 70 Jahren gab es nicht mehr so viele Menschen ohne Arbeit wie jetzt. Wer Glück hat, kann von daheim aus arbeiten oder wurde bei laufenden Bezügen freigestellt. Doch viele haben ihren Arbeitsplatz verloren: Um die Infektionszahlen einigermaßen unter Kontrolle zu halten, wurde der Unterbindung von Sozialkontakten oberste Priorität zuerkannt. Die Polizei bestraft, wer die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände nicht einhält. An öffentlichen Plätzen und im Supermarkt wirken die Menschen angespannt und tragen Atemschutzmasken: Man fürchtet sich vor Ansteckung.

Das alles ist das Werk der kleinsten aller bekannten Lebensformen, genauer gesagt: eines so kleinen Lebewesens, dass unter Wissenschaftlern umstritten ist, ob man es überhaupt bereits als Lebewesen bezeichnen kann. Ein Virus verfügt weder über einen Stoffwechsel noch über eine selbständige Fortpflanzung. Es ist somit eigentlich kein Lebewesen im üblichen Sinne, sondern gewissermaßen nur ein Materie gewordenes Schadprogramm, welches lebende Zellen dazu „umprogrammiert“, weitere Viren wie es selbst zu produzieren … und dabei zugrunde zu gehen. Schlimmstenfalls führt das im konkreten Beispiel zum Tod durch Lungenversagen.

Begünstigt wurde die schnelle und weltweite Verbreitung der Krankheit durch weitgehend unbeschränkten Reiseverkehr. Dazu kamen die schnelle Übertragbarkeit der Krankheit sowie ein in vielen Fällen leichter Verlauf: Zahlreiche Infizierte entwickeln kaum Symptome, wissen folglich selbst gar nicht, dass sie ansteckend sind und verbreiten die Krankheit um so schneller. Die meisten Infektionen verlaufen allerdings weitaus unangenehmer, und bei etwa 5% aller bestätigten Erkrankungen (Quelle: Wikipedia) führt das Virus zu so schweren Symptomen, dass eine intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus erforderlich wird. Fünf Prozent, das macht pro Million Erkrankter 50.000 Menschen – weitaus mehr, als bei dieser rasanten Ausbreitungsgeschwindigkeit (beinahe drei Verdoppelungen wöchentlich!) das bestaufgestellte Gesundheitssystem verkraften kann. Österreich z.B. hat rund 9 Mio. Einwohner, aber landesweit nur 2500 Intensivbetten und ist damit noch relativ gut ausgerüstet. Darum diese unerhörten, seit dem Krieg noch nie dagewesenen einschneidenden Maßnahmen, die zu ergreifen nahezu alle Regierungen weltweit sich gezwungen sehen … der noch vor wenigen Wochen unvorstellbare „Lockdown“, der mittlerweile aber Wirklichkeit geworden ist – mitsamt allen wirtschaftlichen Folgeerscheinungen, die man bewusst dafür in Kauf nimmt! Wie schnell die Dinge sich ändern können …

Die eindämmenden Maßnahmen sollen also bewirken, dass nicht zu viele Intensivpatienten gleichzeitig die Spitäler überlasten. Im Fall von Österreich dürften nach diesen Zahlen nie mehr als etwa 40.000 Personen gleichzeitig am Virus erkranken, um das Angebot an Intensivbetten nicht überzustrapazieren. Dadurch dauert es aber natürlich auch dementsprechend lange, bis in der Gesamtbevölkerung sich eine Immunisierung aufbauen kann: Dieses Virus wird uns wohl noch auf Jahre beschäftigen. Ganz so wie vor der Pandemie wird es vielleicht nie wieder werden. Sofern der Mensch lernfähig ist.

Wer nicht hören will, muss fühlen: Waren etwa die unbeschränkten Reisebewegungen, an die wir uns gewöhnt haben, per Flugzeug um die halbe Welt, für jedermann erschwinglich, aus ökologischer Sicht vertretbar? Die vielen Kongresse, Konferenzen, Tagungen in aller Herren Länder, die Teil des Wirtschaftsmodells zahlreicher Städte wurden – sind sie tatsächlich notwendig? Müssen wirklich auch im 21. Jahrhundert trotz Internet und Videotelefonie immer noch alle Teilnehmer an so einer Konferenz körperlich eingeflogen werden? Und war es sinnvoll, die Abwanderung von Schlüsselindustrien in Schwellenländer zuzulassen, nur weil dort Arbeitskräfte billiger und Umweltauflagen vielleicht lockerer sind? Engpässe bei Material- und Medikamentenlieferungen in der Krise waren die Folge. Wie viele Weckrufe wie diesen brauchen wir noch, um endlich aufzuwachen?

Denn Sars-CoV-2 ist ja durchaus nicht das erste Virus, das in jüngster Zeit vom Tierreich auf den Menschen übergewechselt ist: Aus dem gleichen Reservoir stammen auch HIV, Ebola, die Vogelgrippe, SARS, MERS, das Westnil- und das Zikavirus, um nur einige zu nennen. Und die Büchse der Pandora ist noch lange nicht ausgeschöpft. So gesehen, haben wir diesmal mit Covid-19 sogar eher noch Glück gehabt: Die Sterblichkeitsrate bei Ebola und SARS liegt mit 50% bzw. 20% ungleich höher …

Die Natur selbst sendet uns ein Zeichen. Wenn wir dem Leben Schaden zufügen, treffen wir letztlich damit uns selbst. Die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes von Wildtieren stört die Balance auf unserem Planeten. Gestresste Tiere verfügen nur mehr über eine geschwächte Immunabwehr, schrieb der Guardian vom 25. März und illustrierte diese und ähnliche Aussagen namhafter Wissenschaftler durch Bilder von Orang-Utans auf Borneo, die sich vor Bulldozern in Sicherheit zu bringen versuchen. Wenn solche und andere Tiere dann gefangen, in Käfige gepfercht transportiert und auf Märkten verkauft werden, wenn Menschen in Kontakt mit deren Körperflüssigkeiten und Exkrementen kommen, entsteht ein idealer Nährboden für alle Arten von Krankheiten. Covid-19 soll auf einem derartigen Wildtiermarkt in Wuhan von Fledermäusen auf den Menschen übergesprungen sein. Es wäre aber zu kurz gegriffen, als Lehre aus der Pandemie lediglich Wildtiermärkte zu schließen und den Handel mit Tieren stärker zu überwachen. Wir müssen endlich damit aufhören, die Natur wie bisher als Selbstbedienungsladen zu betrachten und uns über ihre Bedürfnisse rücksichtslos hinwegzusetzen: Wir sägen damit an dem Ast, auf dem wir selber sitzen!

Nature is sending us a message. – Die Natur sendet uns eine Botschaft: Die in den vergangenen Jahren sich häufenden Naturkatastrophen sind Ausdruck einer insgesamt immer mehr unter Druck geratenden Welt, die der Mensch infolge Misswirtschaft und Überbevölkerung ins Trudeln bringt, so sinngemäß die Exekutivdirektorin des Umweltprogramms der UNO Inger Andersen im Guardian. So wie ein stotternder Motor dem geschulten Ohr des Mechanikers mitteilt, dass er nicht rund läuft, so zeigen uns Krisen und Katastrophen an, dass wir die Natur bereits bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit strapaziert haben. Und eine andere Möglichkeit zur Kommunikation als über Katastrophen lassen wir der Natur nicht. Was bedeutet, dass wir uns wohl oder übel auf mehr davon werden einstellen müssen.

Aus meiner Sicht war die Kommunikation zwischen uns Menschen und der Natur seit jeher ungenügend, wie ich für mein Buch recherchiert habe. Aber so schlecht wie heute war sie noch nie. Unseren Vorfahren war die Natur mit ihren personifizierten Kräften immerhin noch Gegenstand religiöser Verehrung, auch wenn dieselbe bereits zur Zeit der Hochkulturen (Babylon, Ägypten, Griechenland, Rom …) erkennbar zu starrem Formalismus verflachte. Die Vertreter des monotheistischen Christentums vermieden in weiterer Folge schon deshalb derartige Äußerungen religiöser Naturverbundenheit, weil die Anrufung naturnaher Kräfte und Wesen mit geächteten heidnischen Kulten im Zusammenhang gesehen wurde. Noch die Alchemisten (die Vorläufer unserer modernen Wissenschaftler) vermuteten aber noch vor wenigen Jahrhunderten überirdische Kräfte, die in der Materie tätig sind, und wollten sie sich nutzbar machen. In der Wahrnehmung ihrer frommen und von den Lehren der christlichen Kirche beeinflussten Zeitgenossen begaben die Forscher sich dabei in gefährliche Nähe zu dunklen, dämonischen Mächten. Dass ab dem 20. Jahrhundert Nachfolger der Alchemisten die Existenz überirdischer Mächte und Kräfte inklusive eines Schöpfers in der Mehrheit völlig negieren würden, hätte sich zu Lebzeiten des durch J. W. von Goethe unsterblich gewodenen „Doctor Faustus“ aber wohl kaum jemand träumen lassen. – Fragt sich, wer dem Einfluss des Mephisto tiefer verfallen ist: Der Alchimist von einst, der vor Magie und einem „Bund mit dem Teufel“ nicht zurückschreckt, um Macht zu erlangen, oder aber der materialistisch-atheistische Wissenschaftler von heute, der die Existenz alles Überirdischen in Bausch und Bogen verneint und als Ammenmärchen verspottet? –

Zur Zeit der alten Römer war es gesetzlich vorgeschrieben, dass vor einschneidenden Entscheidungen wie z.B. über Krieg und Frieden oder große Bauvorhaben die Götter zu Rate gezogen werden mussten. Auguren hatten nach einem ganz genau vorgeschriebenen Protokoll die Natur zu befragen, und die Zeichen, die im Rahmen einer solchen Erhebung vermerkt wurden, wie z.B. der Vogelflug, Blitze etc., wurden der Entscheidungsfindung zugrunde gelegt. Die alten Römer vertrauten also ganz selbstverständlich darauf, dass bewusste überirdische Mächte auf diese Weise den Menschen, die um Rat fragten, Winke zukommen ließen.

In solcher Art die Natur zu konsultieren, würde uns heutigen Menschen sehr sonderbar vorkommen. Das würde ich gern noch erleben, dass ein weltweit agierender Konzern heute sich durch ungünstigen Vogelflug daran gehindert sieht, Bodenschätze auszubeuten, wenn diese Gewinn versprechen und Arbeitsplätze schaffen! Wir legen heute unseren Entscheidungen keine Vorzeichen, sondern „Sachargumente“ zugrunde. Doch wie das so ist, haben wir bei diesen Argumenten natürlich vorwiegend die eigenen Interessen und Wünsche im Blick.

Wir sehen doch die Natur hauptsächlich als Rohstofflieferantin für unsere Wirtschaft! Nur das Materielle zählt für uns. Der Wald ist Holz, die Wiese Futter für das Vieh, der Boden je nachdem land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche, Immobilie oder Bergbaugebiet. Sogar bei an sich unproduktiver Nutzung der Landschaft wie beim Spazierengehen und Seelebaumelnlassen sehen wir uns Menschen im Mittelpunkt und „nutzen“ die Natur zur Naherholung. Als ob alles nur uns Menschen allein gehören würde! An unsere Pflichten der Umwelt gegenüber denken wir hingegen nicht.

Wir Materialisten von heute sind ja nicht einmal mehr bereit, den wirkenden Kräften in der Natur ein Bewusstsein zuzugestehen, weil wir glauben, dass Bewusstsein nur von materiellen Gehirnen erzeugt werden kann. Auf welche Weise könnte unter diesen Umständen die Natur uns heute überhaupt „eine Botschaft“ übermitteln? Wir lassen ihr gar keine Möglichkeit, anders als durch Katastrophen mit uns zu kommunizieren …

Die kleinste aller Lebensformen in der Natur (wenn wir einmal davon ausgehen, dass ein Virus doch schließlich irgendeine Art Lebensform sein muss) ist in der Lage, unser Sozialgefüge durcheinander und zum Stillstand zu bringen. Vielleicht sollte uns das zumindest ein wenig Respekt einflößen, dass wir in Zukunft etwas rücksichtsvoller mit unser aller „Mutter“ umgehen. Die Natur beherbergt uns Menschen hier auf diesem Planeten seit einigen wenigen Jahrmillionen. Vergessen wir über unseren wissenschaftlichen Errungenschaften nicht, wie unbedeutend wir in Wahrheit sind und wie völlig auf ihre Duldung angewiesen.

„Macht euch die Erde untertan…“ – Ist es dem Schöpfungsbericht der Bibel zufolge wirklich unsere Aufgabe, unser Recht und unsere höchste Bestimmung als Menschen auf der Erde, die herrlichen natürlichen Landschaften und Lebensräume auszubeuten, zu zerstören und mit unserem schädlichen Abfall zu vergiften? Achtung, Trugschluss: Schlechte und menschlich fehlerhafte Könige mögen in Gefahr sein, den Begriff „herrschen“ mit „unterdrücken“ zu verwechseln … obwohl doch jeder weiß, dass ein König „der erste Diener des Staates“ zu sein hat … Doch einer religiösen Überlieferung vom Range der Bücher Mose ist eine so fehlgeleitete Begrifflichkeit ja wohl nicht zuzutrauen.

Sich die Erde untertan zu machen (1. Mose 1,28) bedeutet aus meiner Sicht, sie in ihrer wunderbaren Gesetzmäßigkeit verstehen zu lernen, um sie dadurch erst richtig zu aller Wohl nützen zu können. Sie sachgerecht zu voller Entfaltung zu führen. Das tun wir aber nicht: Bei richtiger Benützung müsste die Natur in allen Ländern der Erde unter der Hand des Menschen aufblühen, an Fruchtbarkeit und Artenvielfalt zunehmen, würde uns ihre Geheimnisse und Wunder freiwillig und gern offenbaren, damit wir aufbauend sie und uns selbst immer mehr veredeln und in ihrer Schönheit unterstützen. Wir hingegen nehmen uns eigensinnig und gewaltsam, was wir wollen, und hinterlassen verwüstete, ausgebeutete und zerstörte Landschaften, die sich erst allmählich wieder zu erholen beginnen, wenn wir uns daraus zurückgezogen haben.

Als „Krone der Schöpfung“ tragen wir Menschen aber natürlich Verantwortung, die uns unterstellten Naturreiche umsichtig und zielbewusst zum allgemeinen Besten zu führen. Unsere Pflicht wäre es demnach also, dafür zu sorgen, dass Mineralien, Pflanzen und Tiere sich optimal entwickeln können. Ein hoher Anspruch! Aber nicht unmöglich. Voraussetzung wäre allerdings, dass der Mensch sich erst einmal seiner Verantwortung überhaupt bewusst wird. So lange man in den Tag hineinlebt, ohne über das Woher und das Wohin ernsthaft nachzudenken, wird man dem eigentlichen Sinn seiner Existenz schwerlich näherkommen können.

Die erste Hürde besteht schon in der Überwindung des Materialismus. Wir Menschen tragen zwar auf der Erde einen materiellen Körper und – damit verbunden – materielle Sinnesorgane. Unser Wesenskern (auch „Seele“ genannt) ist aber geistig. Der Begriff „Geist“ hat dabei nichts mit dem Denken zu tun, sondern bezeichnet eine immaterielle, überirdische Beschaffenheit. Nahtoderlebnisse dokumentieren eindrucksvoll die Existenz des Geistigen in der physisch-materiellen Welt. Unsere Aufgabe kann daher nicht sein, nur die Materie zu erforschen und sie in ihren physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu begreifen, sondern wir sollen – und dazu sind wir auch befähigt! – das Materielle mit dem Geistigen verbinden.

Das Geistige muss aber – davon bin ich überzeugt – jeder erst selbst für sich entdecken. Weder starre religiöse Lehren, noch esoterische Schulungen, noch Erfahrungsberichte anderer können uns die Arbeit abnehmen, sich zu öffnen, den individuellen Zugang zu suchen und sich dann in aller Einfachheit auf den Weg zu begeben. Dann wird auch jeder für sich die beseligende Entdeckung machen, dass die Natur nicht nur durch Katastrophen mit uns Menschen kommunizieren möchte, sondern dass wir unser Glück, den Fortbestand unsrer Zivilisation sowie unseren Aufstieg selbst in der Hand haben: Indem wir den Gesetzen des Lebens folgen, die wir erkennen und verstehen lernen, sobald wir uns ernsthaft darum bemühen …

Eine solche „geistige Auferstehung“ wünsche ich uns allen!

Der Elfenfreund / Alvin

Simon A. Epptaler                                                              Ostern 2020

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Wonnemonat Mai

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wenn sich die Natur in ihr festlichstes Feiertagskleid herausgeputzt hat, die Blumenwiesen  – kurz vor der 1. Mahd – in ihrer herrlichsten und buntesten Pracht dastehen, dann neigt sich meistens der Monat Mai dem Ende zu. Wonnemonat Mai! Die Sonne leuchtet warm, aber mild, alles ist frisch und neu, anmutig, unversehrt und schön … paradiesisch schön! Jeder Grashalm, jede Wiesenblume ist für sich so formvollendet und fügt sich gleichzeitig so harmonisch ein ins Ganze der Wiese, dass man die Liebe förmlich mit Händen greifen zu können glaubt, mit der jedes einzelne Detail von den Kräften der Natur hervorgebracht und geformt worden ist.

Wie die Metapher für ein anmutiges Mädchen in der Blüte ihrer Jugend – darum gilt seit Urzeiten der Mai als der Monat, der in besonderer Weise der „jungfräulichen Himmelskönigin“ geweiht ist. Im Christentum wird der Begriff der Himmelskönigin ganz selbstverständlich mit Maria, der Mutter Jesu, in Verbindung gebracht („Marienmonat Mai“), aber das war nicht immer so:

Wer ist die Madonna?

Viele Christinnen und Christen verehren die Madonna. Sie beten zu ihr, wenden sich in Gedanken an sie und unternehmen eventuell sogar Wallfahren an besondere Orte, die der Madonna geweiht sind oder wo in jüngerer Zeit die Madonna sich den Menschen gezeigt haben soll, wie beispielsweise Lourdes, Medjugorje oder Fatima.

Nach kirchlicher Lesart ist die Madonna Maria von Nazareth, die Mutter von Jesus Christus, doch Historikern ist klar, dass dieser die Rolle der „Himmelkönigin“ erst nachträglich im Laufe von Jahrhunderten zugeschrieben wurde. Dass der Maria von Nazareth bereits von den Urchristen eine besondere Verehrung zuteil geworden wäre, ist nicht belegt und weder aus den Berichten der Bibel noch aus den überlieferten Worten Jesu Christi ableitbar.

Vielmehr ist die Verehrung der Jungfräulichen Mutter, Himmelskönigin oder Großen Göttin vorchristlichen Ursprungs. Sie wurde historisch belegt bereits zur Zeit des Alten Testaments von den Babyloniern praktiziert (Ischtar), wie in sehr ähnlicher Form auch von den alten Ägyptern (Isis), den Syrern (Astarte), den alten Griechen (Artemis/Demeter/Athene) sowie den Phrygiern (Kybele), deren Kult der Magna Mater in Rom noch Jahrhunderte nach Christus Anhänger fand. Mag sein, dass die Kirchenväter das tief menschliche Bedürfnis nach einer weiblichen Identifikationsfigur erkannten und diesem durch die dogmatische Erhöhung der Person der Maria von Nazareth Rechnung tragen wollten, sobald das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war. Sicher begünstigte die erhabene Stellung Marias auch die Missionierung, da den Bekehrten die gewohnte Verehrung von Muttergottheiten nicht verboten, sondern lediglich auf die christliche Gottesmutter „umgelenkt“  werden musste; dies soll übrigens auch der Grund dafür sein, warum in Europa eine Tradition der „Schwarzen Madonnen“ entstand, die von großen Teilen der Gläubigen bis heute als besonders wundertätig verehrt werden: Demnach war schwarz neben den Farben rot und weiß die Farbe der vorchristlichen Muttergottheiten – darum wird auch Schneewittchen im Märchen beschrieben als „weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz“.

Hätte man jedoch nicht im Zuge der Heidenmission die Elfen verteufelt oder ihre Existenz bestritten, so hätte man auch nicht Maria von Nazareth bemühen müssen, um die „wunderschönen Frauen“ als real gelten zu lassen, die den Kindern in der Grotte von Lourdes, in Fatima, Medjugorje und noch an vielen anderen Orten erschienen sind…

(Auszug aus dem Manuskript des Buches: Elfenwirken – Naturwesen einst und heute)

Der Begriff der „Himmelskönigin“ geht vermutlich zurück auf den Kult der „Urmutter“, in der man nicht nur das „allgebärende Prinzip“ (der rote Aspekt) und das „allverschlingende Prinzip“ (der schwarze Aspekt) erkannte und verehrte, sondern eben auch das „Prinzip der reinen Jungfrau“ (der weiße Aspekt), der bis heute in der volkstümlichen Marienverehrung lebendig geblieben ist. Die christliche Theologie weist ferner darauf hin, dass der (lateinische) Gruß des Engels an Maria („Ave“), als er ihr die Geburt Jesu ankündigte, rückwärts gelesen „Eva“ ergibt, was unschwer als Anspielung an den roten und schwarzen Aspekt der heidnischen Kulte erkennbar ist. Durch Urmutter Evas Sündenfall kam nach dieser Lesart bekanntlich das Böse in die Welt.

Ich selbst hatte vor einigen Jahren ein Erlebnis, durch das mir das Prinzip der Himmelskönigin oder Urmutter sehr eindringlich vor Augen geführt wurde:

„… Ich sah eine strahlende, formvollendet schöne weibliche Gestalt, äußerlich ähnlich einer jungen Frau in der Blüte ihrer Jahre, voll Hoheit und zugleich voll liebevoller Mütterlichkeit, in weich fallende Tücher gehüllt mit leicht ausgebreiteten Armen wie eine Mantelmadonna. Aus ihren Händen und unter ihrem geöffneten Umhang hervor strömten Strahlen abwärts, und gleichfalls abwärts sah ich zu beiden Seiten weitere lichte weibliche Gestalten ähnlich der ersten, die diese Strahlen weitergaben, einander dabei die Hände reichten und somit in der Verlängerung des geöffneten Mantels Glied um Glied mit sanften weißen Händen spendend abwärts wie in einer Kette die Segnungen der Ersten weiterreichten…“

Ich habe mein Erlebnis damals in Worte zu kleiden versucht und daraus ist ein kleiner Text mit dem Titel „Ein Blick“ entstanden, den Sie hier nachlesen können: “Persönliche Erfahrungen – September 2014″ 

Im christlichen Kontext wird – insbesondere vor dem Hintergrund des katholischen Zölibats – es von Kritikern manchmal mit Häme betrachtet, wenn in kirchlich verordneter Ehelosigkeit lebende Männer Lobpreisungen der Himmelskönigin anstimmen oder in Gedanken das vorgestellte Bildnis derselben verehren. Sicherlich ist jede konfessionelle Einengung zu hinterfragen und der Zölibat aus meiner Sicht klar abzulehnen, aber sie sind nicht Kern und Ursprung männlicher Verehrung von Schönheit und Anmut einer erahnten himmlischen Wesenheit. Tief bewegen mich z.B. die Worte, die J. W. von Goethe in seinem Drama „Faust“ gefunden hat, um das Rätsel und Geheimnis der Liebe anzusprechen – ein seelisches Empfinden, das uns das ganze Leben hindurch begleitet und für das Sexualtrieb als Erklärung letztlich zu kurz greift:

Doctor Marianus (vormals Faust) zur Himmelskönigin:

Höchste Herrscherin der Welt!
Lasse mich im blauen,
Ausgespannten Himmelszelt
Dein Geheimnis schauen.

Billige, was des Mannes Brust
Ernst und zart beweget
Und mit heiliger Liebeslust
Dir entgegen träget…

(Goethe, Faust II, 5. Akt, Bergschluchten)

Diese letzte Szene des monumentalen Werkes spielt bekanntlich nicht mehr auf der Erde, sondern nach der Läuterung in einer jenseitigen Region und endet in einer Art Apotheose mit den visionären, geradezu triumphalen Versen:

Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

Ich habe mit meiner Theatergruppe selbst oft den „Faust“ gespielt und war jedesmal tief bewegt von den Bildern, die die Sprache Goethes auferstehen lässt. Ich finde, schöner und wahrer kann man das Phänomen der Liebe in allen ihren Spielarten nicht in Worte fassen, als es Goethe in seinem „Faust“ gelungen ist.

– Mit dem Dichterfürsten kann ich mich nicht annähernd vergleichen, aber trotzdem hat auch mich heuer der Monat Mai zum Schreiben inspiriert; diesmal sind kleine lyrische Texte dabei herausgekommen, die ich vielleicht einmal in einem Gedichtband zusammenfassen werde, sollte noch mehr dergleichen zusammenkommen. Es folgt eine kleine Kostprobe; die Bilder dazu gehören dem Fotokünstler Elmar Hauck, der sie dankenswerter Weise ElfenWirken zur Verfügung stellt:

 

Maiandacht

Ehrfurcht gebietende
Sehnsucht erweckende
vielgestaltige ewig kindliche Königin

Urmutter

dein geahntes Bild
in höchsten Höhen
erweckt Nachbilder deinem Vorbild
in allen Welten
von Ebene zu Ebene abwärts
Nachahmerinnen und Nachahmer

und dein lebendiger Abglanz
lässt Blumen erblühen
die Sonne heller strahlen
die Sterne milder glänzen
und färbt den Himmel mit leuchtendem Blau

denn deine Gestalt
zeigt uns Gottes Liebe

 

 

 

 

xichtok_2943

Zum Nachdenken

Wenn es keinen Gott gibt
keinen liebenden vollkommenen Schöpfergott
und keine ewigen Götter über uns
als Brücken und Schleusen für die strömende Kraft
und keine Urmutter jugendlich unnahbar
als Herrscherin in allen Himmeln
kein Jenseits, keine Anderswelt
keine Elfen, Feen, Gnomen, Engel
Formkräfte über den vergänglichen Formen –

Warum dann ist diese Welt
so schön?

 

 

 

 

+ vr ok hp_6038

Olymp, Walhall…

Kennst du das Land hoch über der Erde
unermesslich hoch
ein Königreich über den Wolken
wo die erhabenen Götter thronen?

Sie sind wirklich
drüben
jenseits von Zeit und Raum

Ströme aus flutendem Licht
wie goldene Fäden
Lichtfäden
wirkt ihr kraftvolles Wollen
in die Tiefe herab
zu uns

alles Gute kommt von oben

schwinge dich empor

 

 

 

 

 

+ vr hp ok _3897

Feiertag

Licht von droben
aus höheren Welten
über die Erde ausgegossen
goldenes Licht
Lichtkraft
wie Feuer, das nicht versengt
Feuerzungen
Lichtfäden
Geist

 

 

Abschließend möchte ich Sie auf eine Neuheit hier auf diesem Weblog hinweisen: Unter „Wichtelkalender ABU“ finden Sie ab sofort und bis auf weiteres immer das aktuelle Blatt aus dem hinreißenden Wichtelkalender der Wollkünstlerin und Naturwesen-Expertin Angelika Barbara Ufer. Wir wünschen Ihnen viel Freude damit!

Mit herzlichen Grüßen

Der Elfenfreund – Alvin                                                                im Mai 2018

Schönheit und Licht

For English visitors

„Verweile doch, du bist so schön!“ – möchte ich „Elfenfreund-Faust“ im Frühling täglich, ja stündlich ausrufen, wenn ich sehe, wie atemberaubend schnell sich alles verändert und wie aus scheinbar noch in Winterstarre verharrenden, vorfrühlingshaft-kahlen Zweigen vom einen Tag zum anderen die Blütenpracht hervorbricht … und leider auch bald wieder vergeht.

Es ist wie ein Feuerwerk, nur lieblicher: zu allererst das zarte Weiß des Kriecherlbaums, dann der einen Hauch ins Lachsfarbene spielende Marillenflaum. Es folgen die Sternennebel der Birne, des purpurfarbenen Pfirsich (etwas früher der fast unmerklich hellere Weinbergpfirsich, dann die kräftigeren Sterne der Edelsorten) und der Kirsche, kurz darauf der Zwetschke. Nun machen sich die Apfelbäume  und der Flieder schon bereit… Man möchte den Atem anhalten, die Zeit stillstehen lassen, wenn man das nur vermöchte, um alles in Ruhe bewundern und genießen zu können, während die Natur aber unaufhaltsam vorandrängt und ein Blütenfest auf das andere folgt.

Wenn man doch nur da sitzen bleiben könnte und zuschauen, wie sich das tränende Herz scheinbar innerhalb von Stunden entfaltet, wie die Pfingstrosenstängel und -Blätter sich unaufhaltsam aus der Erde rollen und wie das Laub der Buchen sich aus seinen Hüllen herausfaltet… es ist ein Gefühl, das mich an die bekannten Spiele  denken lässt, welche Kinder seit je auf Pausenhöfen so gern spielen: Kaum sieht man weg, gerät alles ringsum in Bewegung, man hört das Scharren, Trappeln, Schnaufen und Kichern der sich heimlich vorwärtsschiebenden Spielgefährten … doch blickt man auf, um sie dabei zu ertappen, ist alles wie erstarrt, jedes tut ganz unbeteiligt und setzt eine unbewegte Miene auf, als ob nichts wäre.

So geht es mir im Frühling: Man spürt überall die regste Tätigkeit, alles ist in Bewegung, überall wird von unsichtbaren Kräften geschafft, die Natur verändert sich förmlich mit jeder Stunde – doch sieht man genau hin, ist plötzlich alles wie verstummt.

Nur atmet in der Natur jede Bewegung und jede vorandrängende Veränderung, jedes noch so bescheidene Entfalten, eine Schönheit, die mich naturschwärmerisch veranlagten Elfenfreund seit jeher förmlich auf die Knie zwingt. Man möchte sich schier zu Boden werfen neben das erste beste unschuldige Blümlein, nur um zu SCHAUEN, die Farben zu trinken, den Duft einzusaugen voll Ehrfurcht vor dieser zarten Schlichtheit der Formen, der leuchtenden Farben und der Frische, die alles atmet und eine Reinheit ausstrahlt, als wäre sie nicht von dieser Welt. Das klare Licht, die frischen Farben, die unverbrauchten Formen, das allgegenwärtig neu Entstehende, das uns auf die Zukunft, auf die „Ewigkeit“ verweist, auch die Abwesenheit lästiger „Plagegeister“, die sich erst in größerer Schwüle entwickeln werden, um dann mit Sirren, Krabbeln, Beißen, Stechen und Saugen den selbstvergessenen Schwärmer daran zu erinnern, wo er sich befindet … wollte man dieses Erleben in eine Worthülle kleiden, so fällt mir nur eine ein, die das alles als Bild zusammenfassen kann: Paradies.

Dora van Gelder schreibt in ihrem Buch „Im Reich der Naturgeister“ allgemein über die Elfen:

In ihrer Welt gibt es (…) nur Vollkommenheit und Schönheit. Darum ist jede einzelne von ihnen um Schönheit und Vollkommenheit bemüht, und jede ihrer Handlungen ist einzig und allein darauf ausgerichtet. Doch das Streben nach Schönheit bedeutet weder Kampf noch Mühe für sie, es stellt vielmehr einen beständigen Antrieb dar und bereitet ihnen große Freude. Ich glaube, die strahlende Freude der Elfen lässt sich teilweise auf ihr ständiges inneres Sehnen nach Schönheit und Vollkommenheit zurückführen.

(Dora van Gelder, Im Reich der Naturgeister. 3. Auflage, Aquamarin Verlag, 1995, S. 53)

Über die Schönheit in der Natur haben wir schon im Artikel „Von Elfen und Riesen“ vom September 2013 sinniert und ich bleibe dabei: Für mich ist die Schönheit, die in der Natur überall zu finden ist, wo immer sie sich ungestört entfalten kann, der klarste und sprechendste Beweis dafür, dass gutwollende, lichte Wesen sich darin betätigen, die diese Formen ersonnen haben und sie pflegen. Oder soll man sagen: die diese Formen aus Sehnsucht dem Paradies im Geistigen abgeguckt und sie den weiten Weg bis auf die plumpe Erde gebracht und aus dieser letztlich in Jahrmillionen dauernder allmählicher Entwicklung hervorgebracht haben? Warum sonst sollte so viel Schönheit darin sein? Welchen „Sinn“ hat Schönheit überhaupt? Wäre sie nicht völlig unnötig in einer „zufällig“ entstandenen Welt, in der es – wie manche Wissenschafter uns weißmachen wollen – lediglich darum geht, dass der „Stärkere überlebt“ und seine „Gene weitergibt“?

Sind diese eingeschränkten Verstandes-Forscher, die meinen, die ganze Welt rein materialistisch erklären zu können, denn nicht ganz offensichtlich mit Blindheit geschlagen?

„Und GOTT sprach: Es werde Licht.“ (Gen. 1,3) – Jahrtausende lang genügte dieses Bibelwort den Menschen als Begründung für das Sein des Universums. –

Da aber Gott mit dem Verstand nicht zu begreifen ist, genügte es den Menschen umso weniger, je größer die Rolle wurde, die der Verstand im Leben der Menschen zu spielen begann.

Heute kann Menschenverstand die Masse der Kernteilchen ebenso berechnen wie die Kräfte, die zwischen Galaxien wirken und ist dabei gezwungen, in seinen Berechnungen dem Umstand Rechnung zu tragen, dass auch Strahlungen ein Gewicht haben und umgekehrt Masse aus Energie besteht. Dieses Wissen ist heute sowohl in der Weltraumforschung wie auch in der Nanotechnologie unumstritten und wird routinemäßig in alle derartigen Berechnungen miteinbezogen, da nur so korrekte Ergebnisse zu erzielen sind. Etwas vereinfacht ausgedrückt bedeutet das also in anderen Worten:

Das Universum besteht  tatsächlich aus „Licht“!

Wird die Menschheit auf der Grundlage dieses Wissens nun beginnen, auch die Existenz Gottes und geistiger Welten in ihre Lebensgestaltungen und Konzepte mit einzubeziehen? Es wäre schön, aber, realistisch betrachtet: Es sieht derzeit nicht danach aus. Anstatt weltanschaulich höher zu streben und die Fragen nach dem Woher und dem Wohin des Menschen ernsthaft im Licht des neuen Wissens zu beleuchten, beschränkt man sich eher auf den praktischen Nutzen, den die umwälzenden Erkenntnisse in der Physik seit mehr als 100 Jahren in Wissenschaft und Forschung ermöglichen. Was natürlich damit zusammenhängt, dass der Verstand als irdisches Werkzeug der stofflichen Hülle des Menschen genau das zu leisten vermag: die irdisch-technische Verwertung, während er allen Fragen nach Gott und dem Woher und Wohin des geistigen Menschen von Natur aus hilflos gegenübersteht.

Und dabei lässt sich immer wieder beobachten, dass alles, was machbar ist, auch gemacht wird, sofern sich damit Geld verdienen lässt, oft ungeachtet mancher Risiken, die der Umgang mit stärksten Energien mit sich bringt. Und auch ungeachtet dessen, dass die menschlichen Aktivitäten die Welt, die wir alle von der Natur erhalten haben, insgesamt nicht unbedingt schöner und harmonischer machen, sondern im Gegenteil die „Abfallprodukte“ unserer Wirtschaftsweise die ursprünglich naturgegebene Harmonie und Schönheit zerstören, was von uns allen zwar nicht gewollt, aber doch in Kauf genommen wird.

Ist das der Grund dafür, warum Gott nach dem biblischen Schöpfungsmythos eine Todeswarnung  mit dem Essen der Frucht vom Baume der Erkenntnis verband: „Eßt nicht davon, rührt’s auch nicht an, daß ihr nicht sterbt“ (Gen. 3,3)? Eine Menschheit mit dem Anspruch, sein zu wollen „wie Gott und zu wissen, was gut und böse ist“ (Gen. 3,5), die sich aber durch einseitige Hinwendung zum Verstand von den lebendigen Kräften in (oder „hinter“) der sichtbaren Natur zunehmend entfremdet hat, bedroht sich mit der Selbstvernichtung, was nicht ohne Grund von zahlreichen Mahnern bereits beschworen worden ist. Am 26. April jährt sich beispielsweise der Atomunfall von Tschernobyl zum 29. Mal. Und es gibt ja leider nicht nur die „friedliche“ Nutzung dieser Technologie, sondern – im 21. Jahrhundert immer noch! – auch ein wahrhaft irrwitziges Arsenal der allerverheerendsten Kernwaffen, ganz abgesehen davon, dass weltweit bis heute nicht einmal ein sicheres Endlager für den sich täglich vermehrenden, noch Jahrtausende lang für alles irdische Leben gefährlichen Atommüll existiert und vermutlich auch niemals existieren wird! –

Der geniale Kopf, der der Wissenschaft bereits 1905 den Weg zu der Erkenntnis der Identität von Materie und Energie mit seiner vielzitierten „Relativitätstheorie“ ebnete, war  Albert Einstein (1879 – 1955). Am 18. April dieses Jahres jährte sich sein Todestag zum 60. Mal.

Zum Gedenken an seine bahnbrechenden Leistungen im Bereich der Physik wurde aus diesem Anlass das Jahr 2015 von den Vereinten Nationen zum „Jahr des Lichts“ erklärt.

Möge die mediale Aufmerksamkeit, die den Erkenntnissen des großen Physikers durch diese Maßnahme zuteil wird, dazu beitragen, dass immer mehr Menschen begreifen: Die Welt besteht aus Licht! Der Materialismus ist (theoretisch) überwunden! Materie, in dem Sinn, wie der begrenzte Verstand es uns erleben lässt, existiert gar nicht, ist eine Täuschung! Das Einzige, was wirklich existiert, ist Geist! Möge in diesem Sinne – das sei anlässlich des Aprils 2015 sozusagen mein nachösterlicher Wunsch – das Jahr das Lichtes die Auferstehung des Geistes einläuten!

Auf dem Kalenderblatt des Arche Kinderkalenders 2015 zur 3. Aprilwoche fand ich ein berührendes Gedicht der bekannten neuseeländischen Schriftstellerin Margaret Mahy (1936 – 2012), das mich nicht zuletzt auch zu diesem Artikel inspiriert hat:

Magic

Is there no magic in the world?
Is sun just sunshine, raindrops rain?
Are they not fairy gold and pearls?
Is not the wind a fairy train?

Is the world of magic gone?
Are there no roadways through the grass,
Which mice draw matchbox coaches on,
Along with fairy workmen pass?

Is all the world of magic gone?
Are not the roses fairy homes?
Is not the earth beneath our feet
Alive with goblins, elves and gnomes?

If all the world of magic’s gone,
And witches do not sail the sea
In egg-shells halved, with broom-stick oars –
This world is not the place for me.

Margaret Mahy; eine Übersetzung finden Sie unter „Natur-(Wesen-)Lyrik April 2015

Das Gedicht drückt etwas aus, was wahrscheinlich viele Besucherinnen und Besucher dieser Seite ebenso empfinden: dass die Welt und die Wirklichkeit mehr sind als nur das, was wir Menschen durch unsere begrenzten Sinne wahrzunehmen vermögen. Dass etwa in jedem Menschen etwas Geistiges lebt, das den irdischen Tod überdauert; dass in der Natur Wesen wirken, die die Formen bilden und erhalten; dass himmlische Kräfte, u.a. auch Engel genannt, über uns sind, die uns beistehen, wenn wir uns für ihr Wirken öffnen. Ich denke, der als exzentrisch beschriebenen „Granddame der neuseeländischen Kinderliteratur“, als die sie bisweilen bezeichnet wird, hätte ein Weblog wie das unsere gefallen.

Aber wo ist nun eigentlich diese geistige Welt, die wir mit dem irdischen Verstand vergeblich suchen und die deshalb diejenigen, die nur das irdisch-Materielle gelten lassen, als nichtbestehend ablehnen? Eine Antwort auf diese Frage ist Erdbewohnern wohl nur halb metaphorisch möglich: Im Licht! Ebenso, wie die irdische Welt aus Energie, also im weitesten Sinn aus Licht besteht, so formt das Licht auch höhere Ebenen und Welten, die neben, in und über allem Irdischen gleichzeitig existieren.

Wer eingehendere Erklärungen auf diese Fragen sucht, findet sehr umfassende Darstellungen in dem Buch „Im Lichte der Wahrheit“ von Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt, 1875 – 1941), wie auch eine Erklärung der geistigen Gesetzmäßigkeiten, nach denen die höheren Welten geformt wurden und die deren Entwicklung wie auch die Entwicklung unserer Welt bestimmen. Dass wir im Rahmen unseres Naturwesen-Weblogs immer wieder aus diesem Werk zitieren, liegt daran, dass Abd-ru-shin, so wenig bekannt er heutzutage auch sein mag, unserer Ansicht nach unter anderem als DER große Wegbereiter des Naturwesen-Gedankens in unserem Kulturkreis angesehen werden muss. 

Mit dem „Licht der Wahrheit“, auf das schon der Titel seines Werkes sich bezieht, ist das „Form gewordene“ Gotteslicht gemeint, aus dem alles entstand, was ist, und das die gesamte Schöpfung  durchströmt und erhält. Unter „Form geworden“ kann man sich Myriaden von lebendigen, schaffenden und wirkenden Wesen vorstellen, die auf allen Ebenen formend und erhaltend tätig sind:

„Es fallen darunter alle die Wesen, welche sich mit dem befassen, was die Menschen in sehr oberflächlicher Weise die Natur nennen, zu der also Meere, Berge, Flüsse, Wälder, Wiesen und Felder zählen, Erde, Steine, Pflanzen gehören, während die Seele des Tieres wieder etwas anderes ist, aber auch aus dieser Region des (…) Wesenhaften kommt.

Das alles ist ganz richtig bezeichnet mit dem Ausdrucke »Wesen«. Elfen, Nixen, Gnomen, Salamander sind also Wesen, die sich lediglich mit der Stofflichkeit befassen in ihrem Wirken. Darin finden wir nun auch die eigentliche Einteilungsmöglichkeit.

Nun gibt es aber auch noch Wesen, die sich im Geistigen betätigen, Wesen, die im Urgeistigen wirken, und Wesen, die selbst im Göttlichen tätig sind. (…)

Zwischen den Kreaturen Geist und Wesen ist an sich in der Schöpfung kein Wertunterschied. Ein Unterschied besteht nur in der verschiedenen Art und der dadurch gegebenen andersartigen Notwendigkeit ihres Wirkens! Der Geist (…) kann Wege seiner eigenen Wahl gehen und entsprechend in der Schöpfung wirken. Das Wesen aber steht unmittelbar im Drang des Gotteswillens, hat also keine eigene Entschlußmöglichkeit oder, wie es der Mensch ausdrückt, nicht seinen eigenen, freien Willen.

Die Wesenhaften sind die Erbauer und Verwalter des Hauses Gottes, also der Schöpfung. Die Geister sind die Gäste darin.“

(Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit. Gralsbotschaft. Aus dem Vortrag: Das Wesenhafte. Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart)

Mit diesen wenigen Sätzen soll hier skizziert sein, auf welche Weise Abd-ru-shin als einzigem mir bekanntem Autor das Kunststück gelingt, Wesen und Menschen zueinander in Beziehung zu setzen und doch deutlich voneinander abzugrenzen. So weit ich darüber orientiert bin, ist diese Art der Darstellung in der Weltliteratur einzigartig. Wenn Sie dazu mehr wissen wollen, lesen Sie nach in unseren Artikeln „Wesen und Mensch“ vom September 2014 sowie „Wesen und Geist“ vom Juli 2014. 

Das Pseudonym, das der Autor für die Publikation seines Hauptwerkes „Im Lichte der Wahrheit“ wählte, wird übrigens übersetzt mit „Sohn des Lichts“ oder auch „Diener des Lichts“.

2015 jährte sich – sehr passender Weise ebenfalls am 18. April – der Geburtstag Abd-ru-shins zum 140. Mal.

Die Ausrufung des Jahres 2015 zum „Jahr des Lichtes“ durch die Vereinten Nationen ist somit nicht nur in physikalischer, sondern auch in geistig-weltanschaulicher Hinsicht gerechtfertigt! –

Zum Thema unseres diesmaligen Artikels: Schönheit und Licht schreibt Abd-ru-shin in seinem Werk:

„Als Richtschnur eines gottgewollten Lebens hier auf Erden wurde Euch der Schönheitssinn geschenkt, der aus reinster Empfindung kommt. Diese Empfindung trägt Erinnerung in sich an lichte Höhen, wo Schönheit zur Selbstverständlichkeit gehört! Denn Licht und Schönheit läßt sich gar nicht trennen. Sie sind eins! Wenn Ihr nun Licht auf diese Erde tragen wollt, so müßt Ihr Schönheit bringen. Schönheit in allem, was Ihr tut!“

(Abd-ru-shin, aus dem Vortrag: Laßt Ostern in Euch werden!)

Die vielen Wesen in der Natur erfüllen – wie wir eingangs zu zeigen versucht haben – dieses Gebot, der Mensch ist davon aber in seinen Werken noch weit entfernt. Lasst uns die Natur und die darin wirkenden Wesen zum Vorbild nehmen und überall danach streben, so viel als möglich Schönheit zu verwirklichen – damit das Licht aus der geistigen Welt immer mehr bis zur groben Stofflichkeit, die wir Erdenbürger bewohnen, hindurchstrahlen kann!

Der Elfenfreund-Alvin                                                                         im April 2015

 

 

 

Elementarwesen und Erdseele

Vor ziemlich genau 11 Jahrzehnten schrieb Rudolf Steiner in seinem Werk „Theosophie“:

„Diejenigen, welche geistiges Anschauungsvermögen haben, nehmen aber solche Wesen wahr und können sie beschreiben. Zu den niedrigeren Arten solcher Wesen gehört alles, was die Wahrnehmer der geistigen Welt als Salamander, Sylphen, Undinen, Gnomen beschreiben. Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, dass solche Beschreibungen nicht als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch Gleichnisse, darstellen lässt. Wenn derjenige, der nur das sinnliche Anschauen gelten lassen will, solche Wesenheiten als Ausgeburten einer wüsten Phantasie und des Aberglaubens ansieht, so ist das durchaus begreiflich. Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, dass man solche Wesen als wirklich ansieht, sondern dass man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche Art. Wesen solcher Form wirken am Weltenbau mit, und man trifft mit ihnen zusammen, sobald man die höheren, den leiblichen Sinnen verschlossenen Weltgebiete betritt. Abergläubisch sind nicht diejenigen, welche in solchen Beschreibungen die Bilder geistiger Wirklichkeiten sehen, sondern diejenigen, welche an das sinnliche Dasein der Bilder glauben, aber auch diejenigen, welche den Geist ablehnen, weil sie das sinnliche Bild ablehnen zu müssen vermeinen.“

(Aus: Rudolf Steiner, Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung. 1904. Kapitel: Die drei Welten – die physische Welt und ihre Verbindung mit Seelen- und Geisterland.)

Heute also unter anderem – Rudolf Steiner.

Ich Elfenfreund bin bekanntlich diplomierter Waldorflehrer und habe anderthalb Jahrzehnte an einer Rudolf-Steiner-Schule unterrichtet. Im Rahmen meiner Ausbildung sowie auch meiner Unterrichtstätigkeit gab es zahlreiche Gelegenheiten und Notwendigkeiten, mich mit seinen Schriften und Vortragsmitschriften auseinanderzusetzen, die ja in unüberschaubarer Fülle vorliegen – manche davon erschließen sich dem interessierten Leser relativ leicht, andere sind selbst meiner Meinung nach ausgesprochen schwer zu lesen, und ich gestehe offen, dass ich vieles davon beim besten Willen nicht verstehe.

Wie auch immer man zu den Gedanken und Ausführungen Rudolf Steiners, dieses hervorragenden Denkers und Vordenkers stehen mag, eines sei im Rahmen dieses Weblogs unbedingt außer Streit gestellt: Die großen Verdienste Rudolf Steiners um die Verbreitung und Bekanntmachung der Existenz von Natur- und Elementarwesen.

Speziell die Waldorfschulen griffen die diesbezüglich von Rudolf Steiner ausgehenden Impulse auf und integrierten sie in ihre spezielle kindzentrierte Methodik, woraus eine doch relativ gute Breitenwirkung resultierte, indem Kinder (Waldorfschüler) durch bildhafte Vermittlung oder durch Geschichten eine gemütsmäßige Beziehung dazu aufbauen konnten, die in vielen Fällen auch für ihr späteres Erwachsenenleben eine tragfähige Grundlage bildete. Und nicht nur das: Auch Elterngenerationen kamen durch das Erleben ihrer Kinder in Kontakt mit derartigen Gedanken, die in nicht wenigen Fällen in ihnen keimten und Wurzeln schlugen.

Eine von mir Elfenfreund hochgeschätzte Vertreterin dieser Richtung ist die auf diesem Weblog bereits oft erwähnte anthroposophische Heilpädagogin Ursula Burkhard. Die blind geborene Autorin und Pädagogin verfügt seit ihrer Kindheit über das innere Schauen und sinniert in ihrem bekannten Büchlein „Karlik“ über eine von ihr aus Wachs plastizierte Gnomenfigur:

„Die Figur, die wie ein Bild oder eine Gebärde auf das Wesen „Gnom“ hindeutet und so Ausdruck meiner Begegnung mit ihm ist, vermittelt dem unvoreingenommenen Betrachter eine Stimmung, ein neues Gefühl. Ich könnte von dem Gnom erzählen, anstatt ihn zu plastizieren. Aber auch dann wäre eine naturalistische Schilderung nicht möglich, ich müsste in Gleichnissen sprechen. Unsere Sprache eignet sich besser für die Beschreibung der äußeren, sichtbaren Welt. Schon seelische Erlebnisse, die einer inneren, unsichtbaren Welt angehören, lassen sich oft nur bildhaft mitteilen. (…)

In Wirklichkeit ist er weder groß noch klein, er ist überhaupt nicht messbar. In Wirklichkeit ist er nicht sichtbar für Augen, nicht greifbar für Hände. Darum ist es ihm auch nicht möglich, mich wie eine Fliege leicht zu kitzeln, obwohl er Menschen gern neckt. Meine Haut kann nicht spüren und nicht gekitzelt werden von etwas, das stofflich gar nicht existiert. In Wirklichkeit kann er nicht so verfestigt auf dem Tisch stehen; er nimmt überhaupt keinen Platz ein und ist an keinen Ort gebunden. Ich vermag niemals, ihn so darzustellen, wie er in Wirklichkeit ist.“

(Aus: Ursula Burkhard. Karlik. Begegnung mit einem Elementarwesen. Werkgemeinschaft Kunst und Heilpädagogik, Weißenseifen 1991, S. 5 ff; mit freundlicher Genehmigung des Verlages; Sie können die ganze Stelle nachlesen unter „Ursula Burkhard zitiert – Dezember 2013.“)

Eine einfache und für mich überaus stimmige Definition von „Kunst“ besagt ja, dass bei einem Kunstwerk die äußere Form mit dem Inhalt übereinstimmen muss. In unserem Fall wäre der Inhalt das „Wesen“!

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: eine Filzpuppe!

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Diese entzückende „Nachempfindung“ aus Wollfilz eines – vermutlich – Wasserwesens stammt aus der „Wichtelwerkstatt“ von Barbara Ufer, einer feinfühligen Naturwesen-Expertin aus dem Allgäu. Allen denen, die den Film „Naturwesen – Botschaft von vergessenen Freunden“ gesehen haben, dürfte dieser Name ein Begriff sein. In dieser Ausgabe des Elfenwirkens dürfen wir die Künstlerin und (unter „Elfenbilder„) einige ihrer Werke vorstellen. Damit wird die Seite „Elfenbilder“ endlich wieder weiter ausgebaut.

„Vor einigen Jahren lernte ich aus Wolle Figuren herzustellen, die an Naturwesen erinnern. Das Gestalten der Zwerge, Gnomen, Kobolde, Wasserfrauen und -mädchen u.a. … ist für mich eine Quelle der Freude und oft ist mein Haus, in dem ich lebe und werkle, von Lachen erfüllt.“

schreibt Barbara Ufer unter anderem über ihre Arbeit. Sie können den ganzen Beitrag von Frau Ufer nachlesen unter „Elfenbilder„. Und weiter führt sie aus:

„Die Gestaltungen sind keine Nachbildungen – wer könnte das „Feinerstoffliche“ mit grobstofflichem Material wiedergeben? Ich freue mich, wenn etwas von dem Wesen, so wie ich es erfasse, mich auf einmal anzustrahlen beginnt.“

In diesen schlichten Zeilen liegt etwas verborgen, was wahre Kunst ausmacht. Bemühen wir uns gemeinsam, darüber nachzusinnnen, um diesen Schatz zu heben!

Die Puppe an sich wird aus Wollfilz hergestellt. (Nebenbei: Ist Wolle nicht menschheitsgeschichtlich der Rohstoff aller Stoffe, mit denen wir Menschen auf Erden uns umhüllen? Sozusagen die „Ursubstanz allen Stoffes“?)

Und in diesen Prozess des schöpferischen Gestaltens  fließt nun offenbar etwas ein, das „nicht von dieser Welt“ stammt, und verbindet sich gewissermaßen mit dem Stoff – der Wolle – in der groben „Stofflichkeit“ zu einem Kunstwerk.

Gemäß der oben angeführten Definition hätte ein Kunstwerk also einen grobstofflichen Anteil (die äußere Gestalt) und einen feinstofflichen Anteil (das gedankliche Gebilde, das darin verkörpert ist und durch die Form zum Ausdruck kommt). Und darin liegt für mich der Wert wahrer Kunst! Ich denke mir, ein Kunstwerk muss strahlen, muss Lichtwerte verkörpern … aus diesem Grund darf sich meiner Ansicht nach auch nur das  mit Recht „Kunst“ nennen, was aufwärts führt, was also aufbauende Werte besitzt. –

Um diesen Gedanken weiter auszuführen, muss ich auf Margot Ruis verweisen.

Barbara Ufer ist nämlich eine gute Bekannte dieser Hellsichtigen, die auf diesem Weg Puppen-Geschöpfe aus der Wichtelwerkstatt kennengelernt hat. Und offensichtlich mehr darin gefunden hat als bloße „Hüllen“ aus Wollfilz – davon berichtet sie in ihrer bekannt beredten Art in ihrem jüngsten Buch „Naturwesen und Erdheilung“ S. 247 – 250). Demnach hat Margot Ruis die Nachbildung eines „Wassermädchens“ aus Frau Ufers Wichtelwerkstatt – vielleicht eine ähnliche Puppe wie die oben abgebildete? – zum Geschenk erhalten. In ihrem Buch schildert nun die hellsichtig begabte Margot Ruis, wie diese Puppe sich im Kontakt mit ihr immer mehr als wesenhaft belebte Person herausgeschält hätte, sich beim inneren Dialog auch mit einem Namen vorgestellt und eine Art „keltischen Charakter“ an den Tag gelegt hätte:

„Später fragte ich meine kleine Wasserfee nach ihrem Namen. „Lis(s)a“, kam zu meiner Überraschung sofort als Antwort; mit kurzem i und einem oder zwei s, oder irgendwo dazwischen. Mir scheint, bei Barbara stehen die Wesen Schlange, damit sie eine sichtbare Gestalt bekommen!, dachte ich.“

(Aus: Margot Ruis, Naturwesen und Erdheilung. Leben mit der Anderswelt. Gralsverlag, 2011. S. 246)

Nun, ich Elfenfreund bin nicht derart hellsichtig begabt und kann diese Darstellung nicht weiter kommentieren, auch nicht erklären.

In geistigen Belangen Wissende haben verschiedentlich darauf hingewiesen, dass auch die Bewusstseins- bzw. Empfindungstätigkeit eines geistig regen Menschen wesenhaft – persönliche Gebilde hervorzubringen fähig ist, die dann, nachdem sie gezeugt wurden, je nach ihrer Beschaffenheit weiterhin ein selbständiges, „seelenartiges“, jenseitiges Dasein führen. Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt, 1875 – 1941) bezeichnet solche Erzeugnisse des menschlichen Empfindungswollens als „Seelenschatten“.

Über solche schreibt er:

„Diese Gebilde des menschlichen Empfindungswollens haben in sich Kraft, weil sie aus geistigem Wollen in der Verbindung mit der »neutralen Hauptkraft« erstehen und, was das Wichtigste ist, weil sie dadurch bei ihrer Bildung von dem Wesenhaften mit in sich aufnehmen, das ist die Beschaffenheit, aus der die Gnomen usw. sich entwickeln.“

(Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit. Gralsbotschaft. Aus dem Vortrag “Im Reiche der Dämonen und Phantome”)

Von derartigen Gedankenformen war ja unter anderem bereits in der ersten Ausgabe des „Elfenwirkens“ die Rede, und dort können Sie auch das Zitat im Zusammenhang nachlesen. –

Ist es nicht wunderbar, wie die vermeintlich „tote“ materielle Welt um uns herum sich belebt, sobald wir ihr nur ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken beginnen? Bisher war der Mensch ja vorwiegend am Materiellen interessiert, das er sich aus der Natur zu nehmen trachtete. Wenn wir nun endlich der Natur und der Stofflichkeit auch eine Seele zubilligen, so bin ich überzeugt, gibt es noch Wunder über Wunder zu entdecken, und des Lernens wird kein Ende sein…

Nun aber zurück zu Rudolf Steiner.

„So wie Sie einen physischen Leib haben, der zu einer Seele gehört, so gehört jeder planetarische Körper zu einem Seelischen und einem Geistigen, und sehr verschieden sind die geistigen Glieder der einzelnen Weltkörper. Wenn man unsere Erde hellseherisch von außen betrachten könnte, so würde man nicht nur Felsen und so weiter aus materiellem Stoff wahrnehmen und dazwischen tierische und menschliche Gestalten einherwandern sehen, sondern man würde vor allen Dingen Gruppenseelen der Pflanzen, der Tiere und so weiter sehen. Das ist schon eine geistige Bevölkerung unserer Erde. Der Hellseher würde ferner die einzelnen Individualseelen der Menschen, die Volksseele und so weiter sehen. Sie müssen sich überhaupt den Geist eines Himmelskörpers nicht etwa nur so einfach vorstellen, daß Sie sich im Raume eine Kugel denken, die einen Geist und eine Seele hat, sondern daß eine ganze geistige Bevölkerung, die ein Ganzes ausmacht, diesen Himmelskörper bewohnt. Und alle diese einzelnen Geister, Gruppenseelen und so weiter, stehen wiederum unter einem Anführer, wie wir es nennen können, und alles dies zusammen entspricht dem gesamten Geist unserer Erde, demjenigen, was wir den Erdgeist nennen.“

(Rudolf Steiner, aus dem Vortrag: Über einige übersinnliche Tatsachen und Wesenheiten, Stuttgart, 1908; zitiert nach GA 098, S. 190)

Der Begriff „Erdgeist“ wird manchem/r Leser/in bekannt sein, denn er stammt aus Goethes „Faust“. Sie können die bekannte und sehr dramatische Stelle nachlesen unter „Natur(-Wesen)-Lyrik – Dezember 2013„.

Sie erinnern sich: Faust im Studierzimmer versucht mit Hilfe eines Zauberbuches von Nostradamus den Erdgeist zu beschwören, um dadurch zu erkennen, „was die Welt / Im Innersten zusammenhält…“, doch er scheitert an der Größe der Erscheinung und muss erkennen, dass er unwürdig und nicht imstande ist, die Gegenwart dieses erhabenen Wesens zu ertragen.

Als einen ähnlichen Versuch der Annäherung an den „Erdgeist“ oder besser gesagt, an die „Erdseele“, wie er es nennt, könnte man das Lebenswerk des vielseitigen slowenischen Künstlers Marko Pogacnik bezeichnen.

Marko Pogacnik hatte bereits 1994 ein Buch mit dem Titel „Elementarwesen. Die Gefühlsebene der Erde“ (Droemer Knaur) veröffentlicht, in dem er von seinen Einblicken und Erfahrungen als Geomant und Land-Art-Künstler mit den elementaren Bereichen der Erde berichtete. Dieses Buch wurde von ihm später vollständig überarbeitet, neu gestaltet und wesentlich erweitert und erschien 2007 im AT Verlag unter dem Titel „Elementarwesen. Begegnungen mit der Erdseele.“

Für Marko Pogacnik ist die gesamte Welt der Elementarwesen, die er, angelehnt an die Darstellung Rudolf Steiners, in drei bzw. vier Entfaltungsebenen wahrnimmt, Ausdruck der Seele unseres Heimatplaneten, die er mit dem Namen bezeichnet, den schon die alten Griechen ihr gegeben hatten: Gäa. Wir dürfen den betreffenden Ausschnitt aus seinem Buch heute unseren Lesern vorstellen; Sie finden den Text unter „Marko Pogacnik zitiert – Dezember 2013 – 1„.

Was mich Elfenfreund an der Sichtweise Marko Pogacniks besonders anspricht und fasziniert, ist die Weite seines Begriffes von „Elementarwesen“. Ich Elfenfreund würde seine Darstellungen so interpretieren, dass ohne Elementarwesen im Bereich des Irdischen überhaupt keine Bewegung möglich wäre:

„Die erste Botschaft war, dass wir Menschen fälschlicherweise der Meinung seien, die materielle Welt, in der wir leben und lernen, sei eine selbstverständliche Gegebenheit, die unbegrenzt genutzt und nach unseren egozentrischen Wünschen beliebig verändert werden könne. Um solche Veränderungen zu bewirken, müsse eine riesige Schar unterschiedlichster Elementarwesenheiten tätig werden und jeden Bruchteil einer Sekunde dafür sorgen, dass unsere Welt ihre dynamischen Formen gemäß den kosmischen Urbildern erhält.“

(Marko Pogacnik, Elementarwesen. Begegnungen mit der Erdseele. 2. Auflage, AT Verlag 2009, S. 75 – mit freundlicher Genehmigung des Autors.) Diese Stelle im Zusammenhang finden Sie unter „Marko Pogacnik zitiert – Dezember 2013 – 3„.

So sorgen etwa bestimmte Arten von Luftwesen dafür, dass Körper (Flugzeuge) sich durch den Raum bewegen können, während die Tätigkeit wieder anderer Wesen notwendig ist, damit z.B. ein Künstler Musik hervorzubringen imstande ist. Lesen Sie selbst, was Marko Pogacnik über den „Mitspieler“ schreibt, den er bei einem ausübenden Musiker beobachtet haben will:

„Aufgabe des am Fuß des Musikers sitzenden Heinzelmännchens war es, das Knäuel der aus dem Musikinstrument quellenden Schwingungen mit den über den Lichtfaden herangeführten geistigen Urmustern  der betreffenden Musik zu verbinden. Dadurch wird eine Brücke gebaut, die ein mehrdimensionales Musikerleben ermöglicht.“

(Marko Pogacnik, Elementarwesen. Begegnungen mit der Erdseele. AT Verlag, 2007, S. 70) Sie können das kurze Zitat übrigens auch im Zusammenhang nachlesen: Die ganze geschilderte Episode aus dem Buch Marko Pogacniks finden Sie unter „Marko Pogacnik zitiert -Dezember 2013 – 2„.

Nun aber zurück zum eingangs gebrachten Steiner – Zitat aus „Theosophie“.

 „Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, dass solche Beschreibungen nicht als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch Gleichnisse, darstellen lässt.“

schreibt Rudolf Steiner. Marko Pogacnik hat Wahrnehmungen einer „geistigen“ (elementaren) Wirklichkeit und als professionellem bildendem Künstler sollte es ihm ein leichtes sein, derartige Wahrnehmungen in irdischer Form möglichst realistisch nachzubilden.

In der Nachfolge Rudolf Steiners lehnt dies jedoch Marko Pogacnik konsequent ab und beschreitet einen eigenen, unleugbar originellen Weg. Nicht die bildhafte Darstellung an sich lehnt er ab – in seinem „Elementarwesen“-Buch findet sich eine erkleckliche Anzahl davon. Doch hat der Künstler darin einen sehr kreativen und interessanten Weg gefunden, die „innere Wirklichkeit“ der Wesen darzustellen und doch gleichzeitig die äußere Form aufzulösen, um daran zu erinnern, dass jede Darstellung nur ein „Gleichnis“ sein kann. Wir dürfen ein paar dieser Bilder veröffentlichen – sehen Sie sich unter „Elfenbilder“ an, wie kreativ  der Künstler Pogacnik mit dem Dilemma umgeht, welches (wie Steiner so schön formuliert) „nicht gesagt zu werden brauchen sollte“…

Nichts für ungut, Rudolf Steiner! Auch wenn ich Elfenfreund, wie schon gesagt, so vieles davon nicht verstehe, was er geschrieben und gesagt hat, auch wenn ich als Waldorflehrer so oft den Kopf geschüttelt habe über manches, was in der Steiner-Gesamtausgabe als Schatz gehütet wird … der vielleicht erst in Jahren und Jahrzehnten einmal gehoben und richtig verstanden werden kann – wer weiß? Ich jedenfalls werde weiterhin, wie bisher, das Andenken an diesen hervorragenden Großen in andächtigem Staunen hochhalten … und mir aus seiner wahrhaft gigantischen Hinterlassenschaft nur das für mich herausnehmen, was ich zumindest einigermaßen verstehen und für richtig halten kann!

In dieser Ausgabe des Elfenwirkens machte Rudolf Steiner den Anfang, und es soll ihm die Ehre des Schlusswortes zukommen – zum Thema Erdgeist:

„Es müssen besonders günstige Umstände eintreten, damit eine menschliche Einzelseele ohne Initiation, ohne bewußtes Arbeiten an sich selbst, in Zusammenhang mit höheren Welten kommt. Besonders günstige Umstände liegen vor in der Zeit, wenn gewissermaßen der Erdgeist besonders aufwacht: in der Zeit vom 25. Dezember bis 6. Januar. Wenn im Sommer die Sonne am höchsten steht, wenn die physische Wärme der Erde am meisten zustrahlt, dann sind die Bedingungen für die Initiation am schlechtesten, weil da der Geist der Erde schläft. Der Geist der Erde ist am wachsten in der Winterfinsternis, bei der Wintersonnenwende.“

(Aus: Rudolf Steiner, aus dem Vortrag: Der Durchgang des Menschen durch die Todespforte – Eine Lebenswandlung. Hannover 1915. GA 159, S. 51)

In diesem Sinne wünschen wir allen „Elfenwirken“ – Leserinnen und Lesern viel Kraft und Segen für die Zeit der bevorstehenden Wintersonnenwende und der hohen Feiertage!

15. Dezember 2013

Der Elfenfreund

 

 

 

Märchen, Mythen, Göttersagen

Walpurgisnacht!

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Der Name weckt Erinnerungen an volkstümliches Brauchtum wie den Tanz in den Mai, an das Maibaumaufstellen oder den Maibusch für die Liebste und an Maifeuer. Aber auch gedankliche Verbindungen an „Hexenumtriebe“ und die Zeit deren grausamer Verfolgung, an Hexensabbat (wie in Goethes „Faust“), an manch düsteres Ritual und an „Magie“ werden wach.

– Was hat das mit Naturwesen zu tun? –

Im volkstümlichen Brauchtum erkennen wir die letzten Reste eines kulturellen Erbes aus vorchristlicher Zeit. Der Maibaum, ursprünglich meist eine Birke, symbolisiert z.B. die Fruchtbarkeit und ist Darsteller des Weltenbaumes (Quelle: Wikipedia, Stichwort „Walpurgisnacht“).

Yggdrasil

 

„Der Weltenbaum gehört zur Mythologie vieler Völker und ist ein altes Symbol der kosmischen Ordnung. Er steht als Weltachse (axis mundi) im Zentrum der Welt. Seine Wurzeln reichen tief in die Erde und seine Wipfel berühren oder tragen den Himmel. Somit verbindet er die drei Ebenen Himmel, Erde und Unterwelt.

Im Schamanismus spielt der Weltenbaum eine große Rolle. Zum einen ist er das Zentrum der Welt, zum anderen führt der Weg zu ihm zurück bis an den Beginn der Schöpfung. Damit verbindet er die reale Welt mit der vormaligen Welt im Urzustand, die noch nicht vom Himmel getrennt war. Über den Weltenbaum kann der Schamane mit dem Schöpfungszentrum Verbindung aufnehmen und einen Flug in die Reiche der Geister und Götter antreten. Zuweilen wird diese Verbindung zwischen den Welten auch durch einen Fluss gekennzeichnet. Dann gelangt der Schamane bei seiner Seelenreise in einem Boot über diesen Fluss in die Geisterwelt. Der Weltenbaum dient auch als Ruhestätte verstorbener Schamanen, von der aus die Seele den Körper verlässt, um in das Reich der Geister zu gelangen.“

(Wikipedia, Stichwort „Weltenbaum“)

In der Hexenangst und dem Hexenwahn des ausklingenden Mittelalters, die sich in der beginnenden Neuzeit bis zur Hysterie gesteigert haben und die tragische und bis heute für unser Rechtssystem beschämende Hexenverfolgung nach sich zogen, erkennen wir andererseits Auswirkungen einer bedauerlichen Fehlentwicklung, die mit der Christianisierung der germanischen Völker in Zusammenhang steht.

Um nicht missverstanden zu werden, möchte ich gleich betonen, dass mit dieser Fehlentwicklung nicht die Christianisierung an sich gemeint ist – im Gegenteil: durch den Glauben an Jesus Christus und sein Vorbild wurde in Europa und auf der ganzen Welt viel Gutes bewirkt, nicht nur kulturell, sondern auch moralisch, also in den Herzen der Menschen. Auch ich Elfenfreund betrachte mich als überzeugten Christen. Aber ich glaube auch an das Wirken von feinstofflichen Wesen in der Natur. Meiner Meinung nach besteht zwischen diesen beiden religiösen Anschauungen oder Wahrnehmungsformen kein Widerspruch, sondern beide Sichtweisen ergänzen sich gegenseitig im Sinne einer Stufenleiter. Diesen Gedanken hat Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt, 1875 – 1941), den ich Elfenfreund ja als meinen spirituellen Lehrer betrachte, bereits um 1930 mit Nachdruck vertreten in seinem Vortrag: „Das Gotterkennen“. Einen kurzen Auszug daraus  finden Sie hier als „Zitat des Monats April 2013“.

Dass vor dem Hintergrund der Thematik dieses Weblogs, nämlich den Elementar- und Naturwesen, bei der Christianisierung der nordischen Völker leider auch Schattenseiten nicht unerwähnt bleiben dürfen, liegt nicht am verkündeten Evangelium an sich, sondern an der Art, wie dieses Evangelium im Germanenland vorwiegend von den Missionaren verkündet worden ist.

Diese machten sich nämlich leider vielfach nicht die Mühe, die Weltanschauung dieser Naturvölker erst einmal mit dem gebührenden Respekt zu studieren und sie dann behutsam in die Frohbotschaft einzuweihen, die zu verkünden man gekommen war, sondern das Evangelium Christi wurde politisch missbraucht zur Herrschaftsaneignung und den Menschen sozusagen zwangsweise verordnet und übergestülpt. Deren verehrte Wesenheiten und „Götter“ wurden kurzerhand zu Dämonen und Teufeln erklärt und die weitere Verehrung als sündhaft unter Strafe gestellt. Die Herrscher bedienten sich der christlichen Priesterschaft, mit der sie eng zusammenarbeiteten, um die versprengten und vielfach verfeindeten Völkerschaften der germanischen Ureinwohner zu einen und zu kontrollieren. Religiöse Wahrheitssuche stand dabei wohl leider nicht immer im Zentrum der Bestrebungen.

Dass die Natur und die darin als wirkend erahnten oder erschauten Wesenheiten nicht mehr offiziell verehrt werden durften, bewirkte im Laufe der Zeit zweierlei: erstens, dass der Glaube und die Riten infolge der beschnittenen Ausübung natürlich allmählich in Vergessenheit gerieten und zu Märchen und Mythen verblassten. Und andererseits, dass auch die christliche Lehre sich mit den naturreligiösen Vorstellungen, die eines Ventils bedurften, vermischte und somit auch nicht ursprünglich erhalten blieb. So bildete sich ein volkstümlicher Glaube heraus, der dem äußeren Anschein nach zwar christlich geprägt war, in dem jedoch in der Gestalt volkstümlichen Brauchtums die alten Vorstellungen – wenn auch in entstellter Form – zum Teil weiterlebten. Man denke etwa nur an die volkstümliche Verehrung „Mutter Mariens“ –  nicht zufällig im Fruchtbarkeitsmonat Mai besonders ausgeprägt -, die aus dem biblischen Evangelium heraus sicher nicht zu rechtfertigen ist, oder an die zahlreichen „Schutzheiligen“, die ja offenkundig mit gewissen Stichtagen im landwirtschaftlichen Jahreskreis in Verbindung gebracht wurden und werden. Hier nahmen notgedrungen Menschen („Heilige und Märtyrer“) die Rolle der ursprünglichen elementaren Wesenheiten ein.

Welcher Schaden durch diese Vorgangsweise angerichtet wurde, ist nicht schwer nachzuvollziehen: Die Wahrheiten und Weisheiten beider religiöser Systeme, die der Christuslehre und die der nordischen Naturreligionen wurden vermischt, verwässert und dadurch eines großen Teils ihrer Stimmigkeit und Überzeugungskraft beraubt. Die Wahrheitskörnchen, die in beiden Systemen ursprünglich vorhanden waren und sind, konnten vielfach nicht mehr erlebt werden, die Religionsausübung wurde noch mehr als bisher mit streng festgelegtem Ritus Sache der Priester. – Ein von der Obrigkeit vielleicht gar nicht so unerwünschter Nebeneffekt? –

Was wir heute den Kindern als „Märchen“ vorlesen, enthält – in verschütteter Form – das Suchen nach der Wahrheit bzw. deren Erkenntnis jener Tage. Nehmen wir das Märchen von Frau Holle: Der Name „Frau Holle“ (übersetzt in etwa: die Huldvolle) lässt sich mindestens 1000 Jahre zurückverfolgen, ist aber wahrscheinlich viel älter. Je nach Lesart soll es sich dabei um eine uralte Erdwesenheit oder sogar um Frigg, also die Gattin Odins selbst, Schutzherrin von Ehe und Mutterschaft, handeln. Auch mit der germanischen Totengöttin Hel wird der Name häufig identifiziert (Quelle: Wikipedia, Stichwort „Frau Holle“).

Sofort wird bei dem Namen jedenfalls der übelwollende Einfluss christlichen Missionseifers deutlich, der heidnischen „Götzendienst“ sanktionierte – denn aus Frau Holle, der Huldvollen, wurde die Hölle, also der Aufenthaltsort der Dämonen, aller bösen Geister und derjenigen gefallenen Menschenseelen, die an diesem schrecklichen Ort ihre Untaten (und ihren Irrglauben!) sühnen müssen.

Ich Elfenfreund habe dieses Märchen, das von den Gebrüdern Grimm vor ziemlich genau 200 Jahren aufgeschrieben worden ist, natürlich meinen eigenen vier Kindern auch schon viele Male vorgelesen, habe die Bildersprache durcherlebt und freue mich, auf diesem Weblog heute unter „Geschichten (nicht nur) für Kinder“ meine Interpretation desselben vorzustellen.

Mit der Symbolik der Märchen beschäftigt sich auch White Eagle im Büchlein „Naturgeister und Engel“ (Aquamarin Verlag, 1981), woraus ich mir erlaube, unter „Literatur“ einige Gedanken zu zitieren.

Dass Kinder Märchen brauchen, hat in den letzten Jahren die Fachwelt nach jahrelangen Anfeindungen mehrheitlich eingesehen. Trotzdem sind viele Eltern und Pädagogen heute oft unsicher, auf welche Weise Märchen den Kindern zu vermitteln sind. Hier empfehle ich uneingeschränkt das Büchlein mit dem Titel „Das Märchen und die Bilderwelt des Kindes“ (Weißenseifen 1988) von der von mir hochgeschätzten und verehrten Ursula Burkhard, die auf diesem Weblog schon öfters vorgestellt worden ist. Sie befasst sich darin mit Märchen von einem heilpädagogischen Blickwinkel aus. Schade, dass wir hier auf diesem Weblog (unter „Geschichten (nicht nur) für Kinder“) leider nur ein kurzes Zitat daraus bringen können – eigentlich ist jede Seite dieses Büchleins lesenswert.

Faszinierend und auch berührend ist für mich die Tatsache, dass sich auch Naturwesen ihre Mythen und Geschichten erzählen. Margot Ruis, die mit der Fähigkeit begabt ist, vermutlich ähnlich wie eine germanische Priesterin oder Schamanin bewusst Kontakt zur Anderswelt und ihren Wesen aufnehmen zu können, überliefert uns in ihrem Buch „Naturwesen – Begegnung mit Freunden des Menschen“ (Anna Pichler Verlag 1994; erscheint demnächst im Grals-Verlag in 6. Auflage) einige dieser Mythen und Geschichten … nicht über Naturwesen, sondern von Naturwesen. Also Märchen, die sich die Naturwesen erzählen! Sie finden einen Auszug daraus als „Leseprobe“ dieser aktuellen Ausgabe des ElfenWirkens beigefügt. Und damit schließt sich der Kreis, denn wir sind mit der „Geschichte des  E i n e n  alten Baumes“ wieder beim Lebensbaum (s.o.) angelangt.

Margot musiziert für die Wassermädchen

Auf diesem aktuellen Foto sieht man Margot Ruis kürzlich in Spanien beim Trommeln und Singen für die Wassermädchen … letztere leider nicht zu sehen, da für grobstofflich-körperliche Augen (und Kameras!) unsichtbar…!

Aber darüber können sich Besucher dieses Weblogs hinwegtrösten, denn zum Glück gibt’s ja Gerhard Kogojs Elfenbilder! Wir dürfen die Serie fortsetzen mit einem – nach den erklärenden Worten des Malers – leider seltenen Gletscherwesen.

Einen Auszug aus der Walpurgisnacht von Goethes  „Faust“ bringen wir (man könnte scherzhaft sagen: aus Gründen des Jugendschutzes) nicht, dafür aber gern eine Passage aus der berühmten Studierzimmerszene (unter „Natur-(Wesen-)Lyrik“), die ohnehin der Thematik der Naturwesen mehr verbunden ist als der dämonische Hexensabbat.

A propos Hexensabbat: Auch auf die Gefahr hin, dass es als Abschluss vielleicht etwas banal anmuten könnte – am Abend dieser Walpurgisnacht drängt sich schon ein Rückblick auf das Wetter des vergangenen Monats April auf. – Denn hätten Sie heuer zu Frühlingsbeginn geglaubt, dass es noch einmal so völlig und so anhaltend Winter werden würde, so richtig mit tagelangem Schneetreiben und Dauerfrost Anfang April, wie hier im Osten Österreichs? Also, ich hätte das nicht vorhergesehen! Und auch die Zugvögel bzw. deren wesenhafte Führer und Begleiter scheinen es nicht gewusst zu haben, denn sonst wären sie wohl noch nicht zurück gekommen aus ihren Winterquartieren, um dann hier bei uns entweder im Schneetreiben zu verhungern oder noch einmal ein Stück nach Süden zurück ausweichen zu müssen.

Und hätten Sie für möglich gehalten, dass schon 3 Wochen nach tiefstem Winter … Hochsommer sein kann? In Zahlen: Dauerfrost und geschlossene Schneedecke bis in die erste Aprilwoche, dann Tauwetter und schließlich vorzeitiger Beginn des Badebetriebes (!!) in manchen Freibädern am 26. April…

Da ist es schon ein Glück, dass die trüben Zeiten des traurigen Hexenwahnes und der Dämonenangst heute (hoffentlich!) endgültig hinter uns liegen – denn sonst würden angesichts solcher Wetterextreme sofort Gerüchte entstehen, dass hier doch … Hexerei im Spiel sein muss!

 30. April 2013 (Walpurgisnacht)

Der Elfenfreund