Literatur

Literaturempfehlung 1 – Oktober 2013

Kapitel III: Eine typische Elfe

(…) Wenn wir eine Rose betrachten, sehen wir den Stiel, die Blätter und Blüten.

Ganz anders die Elfen. Aus einigen Metern Entfernung nehmen sie die Rosenknospen als leuchtendes Objekt wahr, das größer ist als die physische Rose unserer Wahrnehmung.

Die Rose erscheint der Elfe nicht als etwas, das Licht reflektiert, sondern als Quelle phosphorzierenden Lichtes eigener Schöpfung. Nähert sich die Elfe der Rose, bemerkt sie viele Einzelheiten. An der Stelle, die wir als das Herz der Rose bezeichnen, sieht sie einen Lichtpunkt, von dem zarte Linien farbigen Lichtes ausstrahlen, die offensichtlich mit der physischen Struktur der Blütenblätter übereinstimmen. Vom Herz der Rose weg bewegt sich ein beständiger Lichtstrom entlang der Konturen der Blüte. Es gibt zwei Hauptströme. Die Pflanze bezieht ihre Nährstoffe, das Wasser sowie Energie, aus dem Erdreich und all diese Stoffe steigen in einem sogenannten „Verdauungsprozess“ im Stiel hoch. Gleichzeitig nehmen Blätter und Blüten Sonnenenergie und Kohlendioxyd auf, wodurch der zweite Strom entsteht. Diese beiden Ströme sind mit auf- und abfließenden Lichtspiralen im Stiel des Rosenstrauches vergleichbar, und infolgedessen erscheint der Rosenstrauch der Elfe als Quelle leuchtenden, farbige Lichtes – zarte Linien, welche heller sind als die gewöhnlichen braunen, grünen und weißen Strukturen des Strauches. Das Herz der Rose stellt das Energiezentrum der Blüte dar. (…)

Beim Energieaustausch zwischen Sonne und Pflanze sowie Erde und Pflanze spielt die Elfe eine entscheidende Rolle. Sie vermag beide Ströme zu beeinflussen, besonders den Energiestrom der Sonne. Sie ist in der Lage, sie zu verzögern und zu beschleunigen und kann dort Energien hinzufügen, wo sie es für notwendig erachtet. Sie versetzt sich zunächst mit der Pflanze in Gleichklang, indem sie ihren Herzrhythmus der Pflanze anpasst. Sie verharrt und beurteilt, was sie zu tun hat. Dann begibt sie sich ans Werk. Sie springt und hüpft um die Pflanze und berührt sie mit ihren Lichtstrahlen, welche aus ihren Händen in die Energieströme der Pflanze fließen. Auf diese Weise trägt sie zum Pflanzenwachstum bei. Obwohl sie vorgenannten Aspekt im Auge behält, liegt ihre Hauptpflicht darin, der Pflanze unter den bestehenden Bedingungen zum größtmöglichen Wohlbefinden zu verhelfen.

Nachdem sie die ihrer Meinung harte Arbeit beendet hat, entfernt sie sich von der Pflanze, schlägt vor lauter Lebensfreude einen oder zwei Saltos in die Luft und vertreibt sich auf angenehme Weise die Zeit. Danach nimmt sie erneut ihre Arbeit auf.

(…) Sie fühlt sich für die Entwicklung der Pflanze verantwortlich und verspürt fast so etwas wie mütterlichen Stolz über ihre Leistung. Außerdem ist sie verpflichtet, Ergebnisse vorzuweisen, welche von einer ihr höher stehenden Elfe beurteilt werden, die in Zeitabständen erscheint, um festzustellen, wie die Dinge sich entwickeln.

Es ist erstaunlich, wie vielseitig diese Arbeit ist. Ich sah sogar in Treibhäusern Elfen, welche sich um die ganz winzigen Pflanzen bemühten. Es handelte sich um eine viel kleinere Art, doch die von ihnen verrichtete Arbeit entspricht der gleichen Ordnung.

Elfen verbringen viel Zeit beim Spiel und zwischen Spiel und Arbeit lässt sich schwer eine Grenze ziehen. Die Pflege einer Pflanze beinhaltet für die Elfe viel Spielerisches. Sie betrachtet das Ganze weniger im Licht der Pflicht als unter dem Aspekt des Spielerischen, was natürlich die Ernsthaftigkeit nicht mindert. Es gibt Varianten des Spiels im Elfenreich. Selbst während des Spiels ist sie aufgrund der von ihr ausgestrahlten Glückseligkeit für ihre Umgebung von Nutzen, was unter den Menschen und Lebewesen innerhalb ihres Einflussbereiches ein spontanes Glücksgefühl hervorruft, selbst bei denen, die nichts von Elfen wissen.

Ihr Spiel umfasst Hüpfen, Springen, neugieriges Hineingucken in Vogelnester und ein Interesse an allen Erscheinungen des Lebens. Elfen kennen die Vögel und Tiere der Nachbarschaft und nehmen regen Anteil an ihrem Leben. Ihr Übermut ist sehr ausgeprägt und ihr Mutwillen kennt keine Grenzen. Zum Beispiel mag sich eine Elfe in das Gebiet einer anderen stehlen und man trifft sie dabei an, wie sie voller Ernst die ihrer Nachbarin zustehende Arbeit verrichtet, nur um übermütig von ihr vertrieben zu werden. Sie besitzt die Macht hypnotischer Suggestion über Tiere, was Kaninchen oder Eichhörnchen das Futter vermissen lässt, das sie sich gerade suchen wollten. Dabei handelt es sich stets um Spaß, und die Tiere fühlen sich nie verärgert. Gruppen von Elfen vermögen auf ähnliche Art in Wäldern, in geringerem Maße, Einfluss auf den Menschen auszuüben, doch im allgemeinen kümmern sie sich nicht um ihn. Sie treffen sich in gewissen Zeitabständen und erzählen einander lustige Geschichten,und einzelne Gruppen veranstalten Darbietungen zur gegenseitigen Unterhaltung.

 

Kapitel VI: Gartenelfen

(…) Wie bereits erklärt, nehmen Elfen in der Morgendämmerung ihre Arbeit wieder auf. Sie beginnen den Tag mit einer Zusammenkunft, anlässlich welcher sie über ihre Arbeit sprechen und ihre Freude in die Welt verströmen. Sie sind so glücklich, und alles erscheint ihnen voller Herrlichkeit. Sie mögen die Schwingung, die der Tau auf den Blättern von den Pflanzen empfängt und sehen wie die Gräser und Blumen dem anbrechenden Tag mit Freude entgegen. Jede Elfe hält sich in der Nähe der Pflanze auf, deren Pflege ihnen obliegt und ist bemüht, jegliches „Unwohlsein“ sofort zu entdecken und Abhilfe zu schaffen, so wie ein Arzt, der nach seinen Patienten schaut. Diese Betreuung erfolgt nicht mit ernster Miene. Elfen umschweben die Blumen, wenn diese gut gedeihen und sie mehr als zufrieden mit ihnen sind. Sie tun ihre Gefühle kund und verweilen oft bei einer Blume, umhegen und pflegen sie, als ob sie ihr Baby wäre und schenken ihnen viel Zuneigung. Es ist bezaubernd, dies anzusehen. Selbstverständlich sind sie nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, da sich sich ab und zu gerne von der Arbeit zurückziehen.

Wenn sie Lust dazu verspüren, unterbrechen sie ihre Arbeit und veranstalten Zusammenkünfte, die vom Gefühl der Lebensfreude getragen sind.

Sie befinden sich ständig in  Bewegung. Um die Mittagszeit legen sie eine kurze Pause ein und entfernen sich; erst am Abend ruhen sie sich von der Arbeit aus. Dann versammeln sie sich oft, und diese Zusammenkünfte sind getragen von einem Gefühl der Freude. Manchmal ruhen sie in der Nähe einer ihrer Lieblingsblumen – sie ruhen ohne zu schlafen.

 

(Aus: Dora van Gelder, Im Reich der Naturgeister. Aquamarin Verlag, 3. Auflage 1995, S. 43ff. und 80f. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)

Literaturempfehlung 2 – Oktober 2013

Kindergärten“ der Elementarwesen

Inzwischen habe ich entdeckt, dass es geomantisch feststellbare Plätze gibt, wo Elementarwesen in großen Scharen die erwähnte „Kindheitsphase“ verbringen. Genauer gesagt, handelt es sich um den letzten Abschnitt ihrer Regenerationsphase. Solche Plätze kann man nur in besonders entlegenen Landschaften finden, zum Beispiel mitten in Moorlandschaften, in Gebirgen, oder in der Wüste. Sie möchten in Ruhe gelassen werden.

Eine „Kinderstube der Elementargeister“, wie man das Phänomen nennen könnte, ist ein erstaunlicher Ort. Man meint dort, Geräusche von Gelächter und Tanz zu hören, aber gleichzeitig herrscht in der Gegend eine unbeschreibliche Stille. Es sind Plätze, die einem besonders alt vorkommen, wie zum Beispiel die bergige Wüste des Sinai oder die uralten Gebirgskuppen der Grampain Mountains in Schottland – beide stellen großräumige „Kinderstuben der Elementarwesen“ dar. Und doch schwingt dort eine besondere Leichtigkeit in der Atmosphäre, die durch das Gefühl, an der Quelle des Lebens zu stehen, durchzogen ist.

In menschlichen Worten heißt das, Kinderstuben der Elementarwesen sind nicht nur Spielplätze. Vielmehr geht es darum, sich erneut an die Schwingungsstruktur der Erdoberfläche zu gewöhnen und sich auf die bevorstehenden Aufgaben im Lebensgewebe der Natur einzustimmen. Es ist der letzte Abschnitt der Regenerationsphase, nach der die Elementarwesen in die Lebenswelt der Natur hineingeboren werden, um die von der Erdseele und ihren Meisterintelligenzen vorgesehenen Aufgaben zu übernehmen.

(Aus: Marko Pogacnik, Elementarwesen – Begegnungen mit der Erdseele. AT-Verlag, 2. Auflage, 2009, S. 182. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.)

Literaturempfehlung 3 – Oktober 2013

Mit Freunden hatte ich eine Ansammlung riesiger Granitblöcke (Anm.: in Traunstein im österreichischen Waldviertel, d.E.) aufgesucht, die in der Nähe des Orts wie willkürlich übereinandergestapelt liegen. Ich ließ mich damals zu einer Schlucht zwischen den Steinblöcken führen, um mehr über den Ursprung der gigantischen Steinkomposition zu erfahren. Als Antwort auf meine Frage stand plötzlich ein Riese vor mir! Gleichzeitig wurde mir dazu erläutert, dass diese Riesen die Baumeister der wundersamen Granitwerke waren, was übrigens auch durch die lokalen Sagen bestätigt wird. Sie gehören einer früheren Epoche der Erdentwicklung an. Seit langem schon seien sie verschwunden, nur der Vertreter, den ich gesehen hatte, sei als Hüter des Orts übriggeblieben.

Die Erfahrung kam mir irgendwie unheimlich vor. Sie beunruhigte mich, weil ich den Begriff des Riesen in meinem logisch noch einigermaßen verständlichen System der Elementarreiche nicht einzuordnen vermochte. Insgeheim kam mir der Gedanke, ich könne mir da etwas eingebildet haben, was es gar nicht gibt. Dieser Verdacht wurde aber dadurch widerlegt, dass ich später bei Paracelsus las, dass auch er an die Existenz von Riesen glaubte. Erst im Sommer 1993, als ich mich ausgiebig mit dem Venushügel, einem Naturtempelbezirk der Elementarwesen auf der Insel Srakane, befasste, sollte ich in der Entzifferung des Geheimnisses einen Schritt weiterkommen. (…)

Telepathisch wurde ich zu einer Stelle am südlichen Hang des Hügels geführt, wo ich einen Riesen wahrnahm. Gemessen an unserer Raumvorstellung wäre er mindestens vierzig Meter hoch. Seine nackte Gestalt war muskulös gebaut und so vollkommen gestaltet wie der Körper eines antiken Athleten. Völlig regungslos stand er da und starrte weit, weit in die Ferne. (…)

 

(Aus: Marko Pogacnik, Elementarwesen – Begegnungen mit der Erdseele. AT Verlag, Baden und München, 2. Auflage, 2009. Mit freundlicher Genehmigung des Autors)

 


Literaturempfehlung 1 – September 2013

 

Ororun, der letzte König von Atlantis, berichtet:

Wir waren ganz naturverbunden und verstanden nicht nur die Sprache der Wesenhaften, sondern verkehrten mit ihnen, als seien wir gleicher Art. Frei und stolz fühlten wir uns als Herren der Erde und des Meeres.

Die Wesenhaften waren uns Helfer, die Tiere dienten uns. (…) Wir lebten in enger Verbindung mit den wesenhaften Riesen, die wir Risuner nannten.

Die Riesen sahen uns als die Überlegenen an, da wir für das Leben auf der Erde besser geeignet waren als sie. Wir trugen über unserer wesenhaften Gestalt noch Hüllen, die der Erde angepasst waren. Doch dieses Erdenkleid ließ sich leicht abstreifen. Frei konnte sich das den Riesen Gleichartige bewegen und mit Riesen und Tieren verkehren, ihre Ausdrucksweise verstehen und benützen.

Zwerge kannten wir nicht. Jede Menschenrasse hat die Wesenhaften als Helfer, die zu ihr passen. Unsere Risuner waren ungeschlacht, auch im Denken. Sie waren nicht so fein und zierlich, aber auch nicht so klug wie die Zwerge, die späterhin  die Gefährten der Menschen wurden. Kindergleich taten die Riesen, was wir von ihnen verlangten; kindergleich war ihr Vertrauen, das wir späterhin so oft getäuscht haben. Wehe uns!

Aber lange trug die Zusammenarbeit mit den Wesenhaften herrliche Früchte. Die ungeheure Kraft der Riesen half uns zu vollbringen, was sonst unmöglich gewesen wäre.

Mit ihrer Hilfe wurden auch Kultstätten errichtet. Wir hätten allein nie vermocht, die riesigen Steine aufzustellen. Sie taten es besonders gern, da sie glaubten, damit Gott zu dienen.

Als Dank für die Hilfe, die sie uns leisteten, durften sie an den Gottesdiensten teilnehmen. Sie bekamen den Ring hinter den Umgrenzungssteinen angewiesen, und ihre Andacht war so groß, dass sie sich wie eine unsichtbare Kuppel über die ganze Kultstätte wölbte. Ich kannte es schon nicht anders, weiß mich aber wohl eines Tages zu erinnern, als die Risuner, grollend über irgend etwas, der Andacht ferngeblieben waren.

An jenem Tag wurden die Reigen und Gesänge durch Kreischen großer Vögel gestört, Stürme bliesen über die Stätte, und im Inneren der Erde donnerte es. Wir waren froh, als die Risuner wieder kamen.

Neben dem Erd-Reich gab es noch ein Wasser-Reich, über das mein Bruder Orokun herrschte. Sein Königspalast stand auf einer Insel und war weit prächtiger als der meine.

Unter den Wesenhaften des Wassers gab es sowohl Riesen als auch liebliche Wasserfrauen und Wassermänner in Meeren, Flüssen und Teichen. Jeder hatte seine besondere Aufgabe.

Wir, in denen  der Funke von oben glühte, der göttliche Funke, wie wir vermeinten, dünkten uns den Wesenhaften weit überlegen. Sie waren für uns nichts anderes als kluge Tiere! Wir aber, wir stammten ja aus anderen Reichen!

Das ging nur eine Zeitlang gut. Als sich unserem Verhalten gegen die fleißigen Helfer in unserer Überheblichkeit Verachtung zugesellte, bäumten sie sich auf. Nicht mehr willig verrichteten sie ihre Arbeit. Zwang aber brachte Empörung. Es kam zu Kämpfen, in denen wir, die Erarier, zunächst siegreich waren. Aber wie lange noch? Unsere Sterndeuter weissagten uns, es werde ein Tag kommen, der alle Erarier vernichten werde. Wir meinten, den Sieg der Riesen daraus lesen zu sollen, und wappneten uns.

Wie wir überhaupt mit den Wesenhaften kämpfen konnten, das könnt Ihr nicht verstehen. Aber Ihr werdet begreifen, dass unsere Kämpfe mit den Risunern wesenhafter Art waren.

(Aus: Verwehte Zeit erwacht, Band II, Kapitel „Atlantis“. Verlag Maria Bernhardt, 2. Auflage, 1958)

(Anmerkung: Naturwesen werden hier mit dem Überbegriff „Wesenhafte“ bezeichnet)

Literaturempfehlung 2 – September 2013

Die grosse Pyramide enthüllt ihr Geheimnis

Als Pyramon zum Bauplatz kam, blickte er überrascht auf das riesenhafte Quadrat aus Steinblöcken. Gestern waren nur die Ecksteine zu sehen und heute standen schon die vier Grundmauern da. Er ging näher, um zu sehen, wie die Blöcke nebeneinander gereiht waren, denn die Mauer sah aus, als bestünde sie nur aus einem einzigen Stein. Nur bei ganz genauer Betrachtung konnte er feststellen, wo die Steine aneinandergefügt waren. Und auch das war nur möglich, weil er die genauen Maße der Blöcke kannte.

Pyramon sah, wie unübertrefflich die Arbeit der Riesen war. Er blickte sich suchend um, denn er wollte ihnen zeigen, wie sehr er ihre Arbeit schätzte und bewunderte. Die Riesen, die ihn aus einiger Entfernung beobachteten, waren sichtlich erfreut, als sie merkten, was in ihm vorging. Der Menschenmann war noch so, wie eben ein Menschenmann sein sollte.

Als Pyramon die Riesen nicht sah, ging er an einer Seitenwand entlang, dann weiter bis zu dem Platz, wo die fertigen Steinblöcke aufgestapelt lagen. Diese Blöcke waren für ihn ein Rätsel. Sie sahen aus, als wären sie mit einem Messer und nicht mit einem Steinhauerwerkzeug zerteilt worden. Wie war das möglich? Während er noch darüber nachsann, kam einer der Riesen, es war Enak, und hieb von einem nächstliegenden Steinblock ein Stück ab. Das Werkzeug, das er dazu benutzte, sah tatsächlich wie ein langes, feingeschliffenes Messer aus.

Der Riese legte das abgeschnittene Stück Stein beiseite und forderte Pyramon auf, die Schnittstelle zu befühlen. Pyramon tat das auch, doch gleich darauf zog er verblüfft seine Hand zurück. Die Schnittstelle fühlte sich glatt und ölig an. Das Verblüffende war jedoch, daß der Stein nicht die sonst übliche Härte besaß. Er schien weicher und nachgiebiger. Und Pyramon dachte, daß so eine Steinmasse natürlich mit exakter Genauigkeit zugeschnitten werden konnte. Das Rätsel war gelöst.

Er wollte jedoch ganz sicher sein, daß er sich nicht irrte, deshalb schlug er mit beiden Fäusten fest gegen den Steinblock. Triumphierend sah er Enak an, während er ihm seine unverletzten Fäuste entgegenhielt. Der Stein mußte von anderer Beschaffenheit sein, sonst hätte er sich verletzt…

Enak, der Riese, nickte zufrieden. Der Menschenbaumeister hatte die erste Lehre über die Steinmaterie bekommen. Seiner Menschenart entsprechend würde ihm diese Lehre noch viel zu denken geben. Enak ging weg, doch Pyramon konnte sich noch nicht von dem Steinblock trennen. Er betrachtete die vielen Blöcke, die sich wie ein Gebirge auftürmten. Je länger er die Steine betrachtete, desto bewußter wurde ihm, daß er etwas übersehen oder nicht richtig begriffen hatte. Etwas, das von Wichtigkeit war. Er dachte darüber nach, doch sein Kopf schien nicht mitarbeiten zu wollen.

Bevor er ging, schlug er noch einmal mit beiden Fäusten auf den Stein. Gleich darauf sprang er mit einem Schmerzenslaut zurück. Er hatte auf harten Stein geschlagen und sich dabei die Knöchel so verletzt, daß ihm das Blut über beide Hände rann. Pyramon blieb wie erstarrt vor dem Stein stehen. War das möglich? Hatte er sich vorhin getäuscht? Nein, denn seine Knöchel waren unverletzt geblieben. Er begriff nicht, was geschehen war, noch, was er denken sollte…

Plötzlich erscholl ringsherum in den Lüften ein Lachen, das sich mehr wie das Grollen von Donner anhörte. Pyramon hob rasch den Kopf, und da sah er sie, die lachenden Riesen, die ihn schon eine ganze Weile erheitert beobachtet hatten. Er hob die blutenden Hände hoch, um ihnen zu zeigen, daß es eigentlich nichts zum Lachen gab. Sie nahmen jedoch keine Notiz von seinen Händen; im Gegenteil; sie schienen sich noch darüber zu freuen.

Doch nicht nur die Riesen belustigten sich auf seine Kosten. Plötzlich sah er, daß Erd- und Steingnome und auch einige Flötenspieler lachend um ihn herum hüpften. Sogar die Wind-dschedjins schienen sich über den dummen Menschenmann lustig zu machen. Sie zerrten derart an seinem Gewand, daß er sich lachend zwischen zwei Steinblöcke klemmte, um ihnen zu entgehen. Als sie nach einiger Zeit von ihm abließen, ging er weg und drohte ihnen spielerisch mit den Fäusten.

Er blieb bei der Mauer stehen und suchte nach den Riesen. Sie waren nirgends zu sehen. Auch ihr grollendes Lachen war nicht mehr zu hören. Die ausgelassenen, frohsinnigen kleinen Dschedjins schienen ebenfalls von einem Moment zum anderen verschwunden zu sein. Still war es um ihn herum. So still, daß er zusammenschrak, als ein Schwarm Falken krächzend über ihn hinweg flog. Er schwang sich auf die Mauer und begann, über das Rätsel der Steine nachzudenken.

Ihm war ganz klar, daß die Riesen ihn durch das Erlebnis auf die verschiedenen Dichten der Materie aufmerksam machen wollten. Sonst hätten sie niemals zugelassen, daß er sich seine Hände verletzte.

Pyramon hatte gesehen, wie Enak einen schweren Steinblock aufhob und auf eine andere Stelle trug. Wie konnte das geschehen? Enak besaß nicht die gleiche Dichte wie der Stein. Die Steinblöcke, welche die Riesen für den Pyramidenbau vorbereitet hatten, waren aus weicherem Material. Das hatte er mit seinen eigenen Händen festgestellt. Gleichzeitig waren sie auch hart wie Stein. Auch das hatte er »eigenhändig« erlebt. Pyramon blickte auf seine Handrücken. Das Blut verkrustete bereits… bald würde nichts mehr zu sehen sein.

Die Riesen wünschten, so sann er weiter, daß er ihre Arbeitsweise genau begriff. Er als Baumeister mußte »wissend« mit ihnen zusammenarbeiten. Ihre Arbeit durfte kein Geheimnis für ihn bleiben. Doch so sehr er darüber nachdachte, er fand die Lösung des Rätsels nicht. Vielleicht kam ihm auch diese Lösung, wie schon so oft, während des Schlafes.

Timagens kam auf den Bauplatz und blieb ebenso überrascht vor der Mauer stehen wie Pyramon, als dieser sie in der Frühe gesehen hatte.

»Wir würden viele Jahre brauchen, was die Riesen in einer Nacht beginnen und vollenden«, sagte er nachdenklich. »Ich kann nicht fassen, wie die Riesen die Steinblöcke so glatt, gleichmäßig und gerade ausgemeißelt haben. Es handelt sich ja nicht nur um ein paar Steine, sondern um ein ganzes Gebirge davon. Ich bin oft hier draußen gewesen und habe davor gestanden. Manchmal habe ich ein Poltern und Klirren gehört, so daß ich wußte, daß die Viermal-Großen bei der Arbeit waren. Doch wie sie dabei verfuhren, habe ich nie entdecken können.«

Timagens schwieg und blickte fragend Pyramon an.

»Du, Pyramon, müßtest eigentlich das Geheimnis kennen!«

»Ich bemühe mich, es zu ergründen, ohne daß es mir bisher gelungen wäre. Doch die erste Lektion habe ich vor kurzem erhalten. Vielleicht folgt die Lösung bald nach.« Als Timagens fragte, wo er sich seine Hände verletzt hätte, sagte er nur lächelnd, daß die Lösung des Rätsels damit zusammenhänge.

Pyramon hatte den Arbeitsplan so weit festgelegt, daß er mit dem Bau beginnen konnte. An Hand der Bauklötzchen konnte er den Arbeitern anschaulich zeigen, welche Formen die verschiedenen Steine des Innenaufbaues der Pyramide haben mußten. Die Maße in natürlicher Größe würde er selbst genau angeben und ständig während der Arbeit kontrollieren. Denn gerade die Maße waren von größter Wichtigkeit! Doch er mußte wissen, mit wieviel Arbeitern er für den Anfang rechnen konnte. Deshalb fragte er Timagens, ob er schon in Erfahrung gebracht hätte, welche von den Männern die Riesen sehen konnten.

»Ich möchte nur solche Arbeiter beim Bau verwenden, welche die ›Großen‹, mit denen sie zusammenarbeiten müssen, schon kennen. Diese können sich bei Sonnenaufgang des nächsten Tages auf dem Bauplatz einfinden.«

»Mehr als die Hälfte der Männer haben sich nur deshalb zur Arbeit gemeldet, weil sie die Riesen gesehen hatten«, antwortete Timagens.

»Zusammen mit anderen Lasten werden morgen auch Meßschnüre kommen. Du wirst sie sofort brauchen!«

Pyramon hatte diese Meßschnüre im Lagerhaus des Hauses des Lebens schon gesehen und auf ihre Stärke geprüft. Sie bestanden aus den Fasern einer bestimmten Kakteenart, die ein Mukarib auf Anordnung Sunrids von weit hergeholt hatte.

»Das Herbeischaffen des Mörtelstaubes wird länger dauern«, gab Timagens zu bedenken. »Sunrid hat schon vor längerer Zeit den jungen Miebis beauftragt, sich darum zu kümmern. Die Karawane, die er ausgesendet hat, wird mit der ersten Last bald eintreffen. Wir kennen nur eine Region, in der man diese Stauberde findet. Sie ist von hier weit entfernt. Vor langen Zeiten hat es dort feuerspeiende Berge gegeben.

Doch laß uns gehen, Pyramon! Salum hat ein Mahl aus Fischen für uns bereitet. Beinahe hätte ich vergessen, daß ich nur kam, um Dich zu holen. Die Fische kommen nicht aus dem Fluß, sondern aus einem See. Der Fischer, der sie brachte, sagte, daß der See südlich von hier liegt. Und daß sein Wasser so klar sei, daß sogar hin und wieder eine Nixe in dem klaren Wasser zu sehen sei.«

»Fischer?« fragte Pyramon belustigt. »Unsere Ankunft muß ja schon meilenweit bekannt sein.«

Salum kam ihnen schon auf halbem Weg entgegen. Er hatte das Essen bereitgestellt, nun wollte er bis zur Dämmerung die Gegend auskundschaften. Vielleicht fand er eßbare Wurzeln und Blätter oder sonst etwas für seine Küche. Er kochte gerne und war dankbar, daß Sunrid ihn dafür ausgewählt hatte.

Pyramon und Timagens setzten sich sofort an den massiven Tisch in der Küche. Sie hatten Hunger und Durst. Die gebratenen Fische und die Brotfladen, die auf zwei flachen Kupfertellern lagen, rochen einladend. Salum hatte auch einen Korb mit Früchten und einen Krug mit einem heißen Getränk aus Kräutern und Beeren hingestellt. Ebenfalls zwei Kupfergefäße mit Wasser zum Händewaschen fehlten nicht.

In Akeru aß man nur einmal am Tage, ungefähr um drei Uhr, eine warme Mahlzeit. Außer dieser Zeit kochte niemand. Es gab aber viele Nahrungsmittel, die sehr kräftig und gesund waren und die nicht gekocht zu werden brauchten. Das ganze Jahr hindurch gab es z. B. verschiedene Sorten von Käse und Milch, Kokosnüsse und andere Nußarten, auch eine Art Kastanie fehlte niemals. Die verschiedenen Nüsse wurden mit rohen Weizenkörnern zu einem Brei zerstampft, der von jung und alt gegessen wurde. Viele Früchte wurden getrocknet und zu Fruchtbroten verarbeitet, die sich das ganze Jahr hindurch hielten. Auch Honig wurde viel gegessen…

Während Timagens aß, dachte er an das Lagerhaus, das sofort gebaut werden mußte, damit er Vorräte an Lebensmitteln aufspeichern konnte. Köche hatte er schon. Drei von den Männern hatten sich angeboten, die Arbeiten in der Küche zu übernehmen. Vorläufig konnte er nicht viel von ihnen verlangen, denn es fehlten noch die richtigen Ziegelöfen, und das ganze Küchenhaus bestand nur aus einem Schilfdach…

Pyramon und Timagens verließen sofort nach dem Essen das Küchenhaus. Timagens ging noch einmal in das Dorf der Arbeiter, während Pyramon die Richtung zum Fluß einschlug. Schon nach kurzer Zeit kam er wieder zurück. Das Rätsel der Steine ließ ihm keine Ruhe. Er ging in das Wohnhaus und ließ sich auf der Bank nieder, die vor dem Sockel mit dem angefangenen Pyramidenmodell stand.

Er begann an die Entstehung der Berge zu denken; dabei erinnerte er sich an eine Reise, die er vor Jahren mit seinem Vater gemacht hatte. Ihre Karawane hatte in der Nähe eines Berges gelagert, der schon das Alter erreicht hatte, wo die Zersetzung der Materie begann. Wie erstaunt war er jedoch gewesen, als er sah, daß dieses große Felsmassiv nicht aus einem Block bestand, sondern aus ungezählten Teilstücken, die sich nun voneinander lösten. Während er interessiert die auseinanderklaffenden Ritzen betrachtete, die in geraden, senkrechten und waagrechten Linien verliefen, begriff er plötzlich, warum er immer dachte, daß jedes Gebirge aus einem Stück geformt wäre. Die Riesen fügten die Steine, die ein Gebirge bilden sollten, so genau zusammen, daß nirgends die Zusammensetzstellen zu sehen waren. Erst wenn die Zersetzung begann und der Stein zerbröckelte, um sich wieder in die Urstoffe aufzulösen, war genau zu erkennen, wie die Riesen die Steine zusammengesetzt und aufgetürmt hatten. Je länger er, in seiner Rückerinnerung, das vor ihm liegende Felsmassiv betrachtete, desto mehr bewunderte er die Arbeit der Riesen. Selbst im Zerfall war noch zu erkennen, wie gerade und glatt die aneinandergefügten Steinflächen zugeschnitten waren.

Pyramon hatte von klein auf die Riesen bewundert. Auf den Gedanken, daß er einmal mit ihnen zusammenarbeiten würde, wäre er allerdings nie gekommen.

Ein Geräusch aus dem Küchenhaus brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Salum hantierte draußen herum. Er hatte auf seinem Erkundigungsgang eßbare Knollen gefunden und Schotenfrüchte, die er noch nicht kannte. Nun ging er ordnend in der Küche herum. Als er fertig war, kam er in das Wohnhaus und stellte auf einen Tisch, der noch klobiger als der in der Küche war, zwei Krüge und einen Holzteller mit Datteln, getrockneten Weinbeeren und Käse. Dann schloß er die Fensteröffnungen und ging wieder hinaus. Als Salum sich entfernt hatte, stand auch Pyramon auf. Er war so in Gedanken versunken gewesen, daß er gar nicht bemerkt hatte, daß es schon dämmerte. Er ging in das Badehaus und nahm ein Bad. Die Abschürfungen an seinen Knöcheln begannen schon zu heilen. Er hoffte, daß er das Rätsel, das ihm die Riesen aufgaben, ebenso rasch zu lösen vermochte, wie seine Hand heilte. Bei Einbruch der Dunkelheit streckte sich Pyramon auf seinem Lager aus und fiel bald darauf in eine Art Halbschlaf. Er hörte noch, wie Timagens kam und sich auf seinem Lager niederließ. Auch die Schreie und der Gesang der verschiedenen Tiere und Nachtvögel drangen noch bis zu seinem Bewußtsein. Doch bald darauf wußte er nicht mehr, was auf Erden um ihn herum vorging. Seine Seele hatte sich vom Erdenkörper gelöst und wanderte nun eigene Wege in der feineren Umgebung der Erde. Infolgedessen konnte er nur noch Begebenheiten wahrnehmen, die sich in dieser Welt zutrugen.

»Pyramon! Pyramon!« Wer hatte seinen Namen gerufen? Als Antwort hörte er ein langanhaltendes, melodisches Klingen, das von weit her zu kommen schien. Ein Windhauch brachte Duftwolken mit sich, die ihn an Vergangenes erinnerten. Während er den herrlichen Duft tief einatmete, hörte er direkt neben sich ein Lachen, das ihn vor Freude zusammenzucken ließ.

Thisbe! Ja, es war Thisbe. Sie stand neben ihm, fremd und schön, und doch auch wieder vertraut. Wie immer verlieh ihr die Lebensfreude, die sie ausstrahlte, einen besonderen Glanz. Pyramon konnte sich der Freude des Wiedersehens nicht lange hingeben, denn fast im gleichen Moment, da er sie sah, hob sie grüßend die Hand und entschwand seinen Blicken.

Gleich darauf sah er eine hohe Männergestalt, die sich ihm langsam näherte. Bei jeder Bewegung, die dieser Näherkommende machte, leuchteten zwei goldene Stirnreifen auf, die sein weißes Kopftuch festhielten. Er schien von einer Reise zu kommen, denn er trug den weißen Wollumhang, den alle die trugen, die längere Zeit unterwegs waren.

Der Fremde, der Pyramon an Größe noch überragte, kam ihm merkwürdig bekannt vor. das Gesicht desselben war jedoch von dem Kopftuch bedeckt, so daß Pyramon es erst sehen konnte, als der Fremde wenige Schritte vor ihm stehenblieb. Plötzlich erkannte er die Augen; Augen, die ihn ernst und doch gütig anblickten.

»Sargon, bist Du es wirklich? Du bist zu mir gekommen? Du bist so jung, daß ich Dich nicht gleich erkannte!« rief Pyramon mit vor Freude leuchtenden Augen, während er das schöne, ebenmäßige Gesicht des Priesterkönigs betrachtete.

Pyramon wußte zu dieser Stunde noch nicht, daß es gerade umgekehrt war. Nicht Sargon war zu ihm gekommen, sondern er, Pyramon, war im selben Moment, in dem seine Seele den schlafenden Erdenkörper verlassen hatte, in die Niederlassung Sargons geeilt. Es hatte ihn unbewußt dorthin gezogen, wo er stets Antwort auf alle seine Fragen bekommen hatte. Wo er auch jetzt hoffte, die Lösung des Rätsels, das ihm die Riesen aufgegeben hatten, zu finden.

»Die Lösung des Rätsels ist einfach«, sagte Sargon lächelnd, als er das erstaunte Gesicht Pyramons sah. »Du staunst, daß ich auch jetzt noch, wenn ich Dich sehe, weiß, was in Dir vorgeht.«

Pyramon war überrascht, aber auch von tiefstem Herzen dankbar, daß der Priesterkönig trotz der Trennung wußte, welche Fragen ihn beschäftigten.

»Dort drüben steht ein Riese. Sieh ihn Dir genau an«, sagte Sargon, während er in eine bestimmte Richtung deutete. Pyramon blickte in die angegebene Richtung und betrachtete den Riesen.

»Er sieht kompakt und dicht aus. Er erinnert mich an Steine«, sagte Pyramon nach einer Weile etwas zögernd. »Die Baum-, Blumen- und Wasserdschedjins kommen mir weniger schwer und dicht vor.«

»Du hast recht gesehen, Pyramon. Die Riesen und auch ein Volk der Erdgnomen sind dichter und schwerer und stehen der Erde viel näher, als die anderen Dschedjins.

Die Riesen und Erdgnomen, die sich auf Erden beschäftigen, leben in einer Region, die sehr eng mit der grobstofflichen Erde verbunden ist. (Anmerkung: Diese Region befindet sich zwischen der irdischen Grobstofflichkeit und der mittleren Grobstofflichkeit.)

Alle anderen Dschedjins leben in der feineren Erdumgebung (Anmerkung: mittlere Grobstofflichkeit) und haben dort ihren Ausgangspunkt zum Einwirken auf die Erde.«

Als Sargon schwieg, rief Pyramon, der sehr aufmerksam zugehört hatte, erfreut aus:

»Die Riesen und die Gnomen, die in dieser erdnahen Region leben, tragen beide Arten in sich. Etwas von der Erde und etwas von der Region, in der sie leben!«

Sargon nickte zustimmend. Er war sichtlich erfreut, daß Pyramon so schnell begriffen hatte.

»Beide Arten wirken in den Riesen und auch in einem Teil der Erdgnomen. Sie tragen außer der Art, die der Region entspricht, in der sie leben, noch etwas von der dichten Materie in sich, aus der die Erdenkörper bestehen. Diese Beschaffenheit ermöglicht es ihnen, den Menschen sichtbar zu helfen. Du entsinnst Dich sicher an die weiten Felder, die an der Nordseite unserer Siedlung liegen«, sagte Sargon, während er fragend auf Pyramon blickte.

Pyramon bejahte. Gewiß erinnerte er sich. »Gnomen hatten über Nacht die Felder so gut umgegraben und geglättet, daß die Feldarbeiter sofort mit dem Säen und Pflanzen beginnen konnten…«

Sargon nickte zufrieden und fuhr mit seinen Erklärungen fort: »Auch an dem Stein, der Dir weich vorkam, ist nichts Rätselhaftes. Im Naturgeschehen gibt es keine Rätsel! Auch die Steine bestehen aus zwei verschiedenen Arten von Materie. Beide Arten sind im selben Stein vereint.

Die Steine bestehen aus harter Erdmaterie und aus Materie, die der Region, in der die Riesen leben, entspricht. Die letztere Art fühlt sich weicher und nachgiebiger an.

Als Du den Stein das erste Mal berührtest, hattest Du die weichere, nachgiebigere Materie berührt. Und zwar mit der Hand Deines feinstofflichen Körpers, der ungefähr dieser Materie entspricht. Dein grober irdischer Tastsinn war währenddessen ausgeschaltet.

Wie Du ja weißt, fühlt, hört und sieht der feinere Körper des Menschen nur dann, wenn er frei ist. Das heißt, wenn der Erdenkörper schläft… doch es gibt auch Ausnahmen. Enak hat gewünscht, daß Du die Art und die Beschaffenheit des Steines kennenlernst, den sie bearbeiten und zurechtschneiden. Die weichere Materie des Steines, die sie bearbeiten, ist etwas größer, doch das gleicht sich aus, denn durch das Einwirken der Riesen verdichtet sich der Stein, wird härter und verliert dadurch etwas vom Umfang…«

»Ich verstehe«, rief Pyramon aufgeregt. »Der Vorgang ist wie beim Tonziegel. Die weiche Masse wird geformt und geglättet. Doch das genügt nicht. Der Ziegel wird erst brauchbar, wenn er durch das Feuer gehärtet wurde! Die Ziegelmasse ist jedoch die gleiche geblieben!«

Pyramon war von dem neuen Wissen wie geblendet. Er begriff nun den ganzen Vorgang. Das Rätsel war gelöst. Er konnte sich jetzt genau vorstellen, wie die Steine, welchen die Riesen vorher die notwendigen Formen gegeben hatten, durch eine Art Feuer die der Erde angepaßte Dichte und Härte erhielten. Die Riesen, die ebenfalls einen Teil der gleichen irdischen Dichte in sich trugen, konnten mit dem gehärteten irdischen Stein genauso umgehen, wie vorher mit dem ungehärteten.

»Die Riesen, die unermüdlichen Diener des Weltenherrschers, haben früher den Erdenmenschen, zu denen sie sich stets hingezogen fühlten, in vieler Hinsicht geholfen«, sagte Sargon erklärend. »Manche Bauten, die sie auf die Bitten der ihnen wohlgesinnten Menschen errichteten, sind heute von Wasser bedeckt. Es gibt aber herrliche Tempelbauten, die nicht versanken. Sie werden wohl bis zum Ende der Zeit Ruinen sein. Die Menschen, die dann auf Erden leben, werden staunend vor den Ruinen stehen und die gigantischen Steinblöcke der Mauern betrachten. Steinblöcke, die zu bewegen menschliche Kräfte niemals ausgereicht hätten.«

Sargon schwieg. Ein Schatten von Trauer überzog wie ein Schleier seine leuchtenden Augen… Als er dann endlich Pyramon anblickte, wußte er, daß dieser noch mehr Fragen hatte, und darüber freute sich Sargon. Pyramon mußte frei und wissend seine Arbeit beginnen. Es durfte keine ungelösten Rätsel in seinem Leben geben. Diese würden ihn nur behindern.

Und Sargon hatte recht. Pyramon hatte noch weitere Fragen, auf die er keine Antwort wußte:

»Warum können wir die Riesen und Erdgnomen, die uns und der Erde so nahe sind, nicht dauernd sehen? Und warum gibt es Menschen, die überhaupt keine Dschedjins sehen? Ich hörte von Magog, daß es viele gibt, welche die Naturwesen nicht mehr wahrnehmen können.«

»Dauernd können die Naturwesen nicht gesehen werden. Das würde für sie selbst und für die Menschen ablenkend und störend wirken. Selbst die Erdgnomen und Riesen, die der Erde und den Menschen näher stehen als die anderen, haben es nicht gerne, wenn sie bei den Arbeiten, die sie für die Menschen ausführen, beobachtet werden. Es genügt, wenn der Mensch sie manchmal sieht und ihre Tätigkeit kennt. Während des Pyramidenbaus wirst Du die Riesen natürlich oft sehen können. Trotzdem nehme ich an, daß sie ihre Arbeit hauptsächlich nachts, wenn Du und die anderen schlafen, verrichten werden. Für die Riesen und die anderen Dschedjins gibt es keine Nacht. Nur die auf Erden lebenden Menschen und Tiere kennen Tag und Nacht. Die stoffliche Gleichart, welche die Riesen mit der Erde haben, bindet sie in keiner Weise an dieselbe. Selbst wenn das Gegenteil der Fall wäre, würde es für sie keine Nacht geben. Die irdische Dunkelheit existiert für die Naturwesen nicht, ganz gleich, welcher Art sie auch sind, für sie ist es immer Tag.

Trotz der stofflichen Art, welche die Riesen in sich tragen, und die sie auch befähigt, für die Menschen sichtbar zu arbeiten, bleiben sie von den auf Erden herrschenden grobstofflichen Naturgesetzen unberührt.«

Sargon machte eine Pause und blickte Pyramon an. Als er sah, daß dieser seine Erklärungen verstanden hatte, kam er zur nächsten Frage: »Warum gibt es Menschen, die überhaupt keine Dschedjins sehen?«

»Ja, warum?« Diese Frage interessierte Pyramon besonders.

»Ursprünglich konnten alle Erdenmenschen die großen und kleinen Dschedjins sehen. Sie waren die ersten Lehrmeister der Menschheit und standen als solche in ständigem Kontakt mit ihren Menschenschülern. Das ist schon lange her.« Sargons Augen verschleierten sich wieder vor Trauer, als er fortfuhr:

»Du fragst warum, Pyramon. Ich nehme an, daß es an den Sinnesorganen liegt. Die menschlichen Sinnesorgane trüben sich und werden gröber. Daß dies so ist, konnten wir an den vielen, vielen Menschen feststellen, die hilfesuchend in unsere Niederlassungen kamen. Unsere Seher, welche die Zukunft ergründeten, sind der Meinung, daß zur Zeit des Gerichtes das Wissen von den Naturwesen, die wir Dschedjins nennen, unter den Menschen ganz ausgelöscht sein wird.«

»Nein!« rief Pyramon. »Die Seher müssen sich geirrt haben! Ich weiß, daß auf die Menschen dann nur noch der offene Sarg wartet. Denn bis dahin wird ihre Sündenlast so schwer sein, daß sie ihren Blick nicht mehr zum Licht erheben können. Trotzdem wird es den Erdenmenschen nicht möglich sein, die Dschedjins zu vergessen!«

Als Sargon keine Einwendung machte, sprach Pyramon erregt weiter.

»Wie könnten die Menschen die Naturwesen vergessen, solange sie auf Erden weilen? Jeder Baum, jeder Berg, jeder Fluß, jeder Halm und jede Blume muß sie doch daran erinnern! Nein, niemals kann das Wissen von den Dschedjins ausgelöscht werden! Jeder Windhauch, jeder Sonnenstrahl und jeder Regentropfen zeugt von ihrem unermüdlichem Wirken!«

( Roselis von Sass, Die große Pyramide enthüllt ihr Geheimnis. Ordem do Graal na Terra, Brasilien, 3. Auflage 1996, S. 150 – 162. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)

 

Literaturempfehlung April 2013

Dornröschen, die kleine Prinzessin, war die große Freude ihrer königlichen Eltern. (…) Könntet ihr euer wahres Selbst sehen, ihr wäret erstaunt, denn euer wahres Selbst ist so wunderschön wie die Märchenprinzessin. Jenseits der Materie, auf einer höheren Ebene wohnt die Prinzessin – euer höheres Selbst. In den meisten Menschen wurde die „Prinzessin“ in einer früheren Inkarnation „verletzt“ und fiel in einen Zauberschlaf. Manchmal braucht es lange Zeit, um das höhere Selbst zu erwecken, und nur die Liebe hat die Macht, die Prinzessin zu erlösen.

So schläft das höhere Selbst, bis die Zeit reif ist. Im Dornröschen-Märchen schläft die Prinzessin in einem Schloss, das von einer hohen Dornenhecke umgeben ist. Ist das nicht ein anschauliches Bild für die Zustände in eurer Welt? Eure materielle Welt scheint tatsächlich die schlafende Seele vollständig zu umschließen. (…)

Der Wald, in dem Schneewittchen umherirrt, steht symbolhaft für die Wildnis, durch die die erschrockene Seele in unserer Welt wandert. Dann gelangt die Seele, das Kind, zu den freundlichen Zwergen (Symbole für die Eigenschaften der Seele).

Dann aber kommen böse Mächte, dunkle Kräfte und versuchen Leib und Seele zu zerstören – zu vergiften. Ist es nicht interessant, dass dasselbe Symbol des Apfels wie in der Genesis verwendet wird? Die kleine Prinzessin wird verführt, einen Apfel zu essen, und das ist ihr Verderben. (…) Das Böse kann die Seele nicht gänzlich töten. Vielmehr bleibt sie in einem Zustand der Gefangenschaft, dem Tode ähnlich, bis die Zeit für das Kommen des Prinzen reif ist. In diesem Zustand verharrt die Seele nicht nur über eine Zeitspanne von einigen Monaten oder Jahren, sondern vielleicht während vieler Leben. Die Seele schläft in einem gläsernen Sarg – im Wartezustand. Dann kommt im rechten Moment der Prinz, um die schlafende Prinzessin zu wecken. (…) Es ist der Kuss des Prinzen, des göttlichen Sohnes – das Erwachen der Liebe – der Christusgeist in des Menschen Herz.

(White Eagle, Naturgeister und Engel. Aquamarin Verlag, 1981. S. 70 ff.)

Zurück zum Elfentagebuch: Märchen, Mythen, Göttersagen (April 2013)

 

 

Literaturempfehlung Februar 2013

Der Hurrikan

 

(…) Wie ich vorher schon beschrieben habe, befinden sich in jedem von Meeresengeln beherrschten Gebiet – wie in der Bucht – Strudel, die den Hauptsitz des Bewusstseins jedes Engels (Anmerkung: Dora van Gelder bezeichnet die hohen Naturwesen als Engel) verkörpern. Solch ein Ort stellt einen festgesetzten Punkt dar und darf als das Herz des entsprechenden Gebietes bezeichnet werden. Es gibt ähnliche Strudel in der Luft, zwar nicht so zahlreich, die den Engeln der Luft auf gleiche Weise dienen. Das Ausströmen der Energie zwischen einem Luft – und einem Meeresstrudel ruft verschiedene Arten von Stürmen hervor. So gibt es einen beständigen Energieaustausch zwischen den Engeln des Meeres und denen der Luft. Tatsächlich liegt das Energiegleichgewicht in den Händen des dafür zuständigen Engels.

Ihre Körper sind der Ort der Energie und beeinflussen den Fluss und das Ausströmen der Energie. Eine gewisse – wahrscheinlich kleine – Anzahl von höheren Engeln lenkt auf diese Art das Naturgeschehen auf der ganzen Welt und hält die Naturkräfte im Gleichgewicht. Unser Freund, der Engel der Bucht von Biscayne, bildet so Teil einer Einheit im gewaltigen Netzwerk der höheren und niederen Wesen. Die allerhöchsten Ränge verfügen über die Macht, weit im Voraus die Zukunft zu planen. Sie kennen die kleinsten Geschehnisse, die der Mensch immer Gott zugeschrieben hat. Es würde kein Spatz vom Himmel fallen, ohne dass sie es merkten.

Zu bestimmten Zeiten scheint sich zuviel Energie, sagen wir in der tropischen Zone, anzustauen, und dann ist es notwendig, die Energie zu verteilen. Es entsteht ein Hurrikan oder es kommt zu einer anderen Form von Naturkatastrophe. Dies vollzieht sich jedoch nicht blindlings oder auf das Geratewohl, sondern richtet sich nach einer wunderbaren Ordnung, die ich näher erläutern will, indem ich auf das Beispiel von Miami zurückkomme. Es liegt mir daran zu betonen, dass ich vom Standpunkt und aus der Sicht eines Meeresengels berichte. Die folgenden Ausführungen über die Entstehung und den Ausbruch des Hurrikans entsprechen meinem Verständnis seiner Beschreibung.

Die großen Engel, die das Gleichgewicht in der Natur aufrecht erhalten, entschieden, dass über dem Land eine Energieentladung in Form eines Sturmes stattfinden sollte. Sie bestimmten den Ausgangspunkt und das Gebiet und ernannten dann einen Engel, der den Sturm überwachen, die Einzelheiten vorbereiten und die Entwicklung des Sturmes bis zu dessen Ende verfolgen sollte.

Der Sturm begann damit, dass ein gewisser Punkt etwas aus dem Gleichgewicht geriet und sofortige Aufmerksamkeit erforderte. Der Engel des Hurrikans, der für diese Aufgabe ausgewählt worden war, besaß eine Größe von etwa sechs Metern und man konnte meinen, er sei von Blitzen umgeben, in elektrische Kleidung gehüllt. Er entsprach etwa dem Bild des Zeus mit dem Donnerkeil aus der griechischen Mythologie. Er hatte ein machtvolles von blondem Haar umrahmtes Gesicht mit leuchtenden grauen Augen, das herrlich anzuschauen war und man verspürte in seiner Anwesenheit angesichts soviel Macht ein Gefühl der Ehrfurcht. Diese Sturmengel sind selten, da sie keinen bestimmten Bereich überwachen, sondern mit den Stürmen über die Erde brausen. Sie sind hochstehende Wesenheiten und besitzen vollkommene Unerschütterlichkeit und einen Scharfsinn von mathematischer Genauigkeit. Selbst der Engel der Bucht von Biscayne steht ihm mit Ehrfurcht gegenüber und gab dies unumwunden zu. Der Engel des Hurrikans begann sein Werk, indem er einige Engel auswählte, die ihn darin unterstützen sollten; sie ähnelten ihm von der Erscheinung her, waren aber kleiner und noch nicht so hoch entwickelt. Weiterhin wurde er von einigen anderen Engeln begleitet, die ich nur als Engel des Lebens und des Todes zu bezeichnen vermag. Sie begleiteten den Engel des Hurrikans, um den menschlichen Aspekt des Sturmes zu überwachen, d.h. die Wirkungen des Hurrikans auf die Menschheit.

Der Engel der Bucht war, wie bereits gesagt, von dem bevorstehenden Ereignis in Kenntnis gesetzt worden.

Das Bild, das er von der Versammlung der Engel übermittelte, war ziemlich erheiternd. Es zeigte die Engel, die über den kommenden Sturm sprachen und sich fragten, inwieweit er jeden einzelnen von ihnen betreffen würde. Der Engel der Bucht besitzt künstlerisches Empfinden und einen gewissen ausgelassenen Humor, vergleichbar mit irdischem Humor, und seine Portraits dieser diskutierenden Konferenz waren herrlich lebensnah und malerisch.

Die offiziellen Bekanntmachungen verhießen Schlimmes. Der Engel des Hurrikans warnte zuerst die Engel der Luft und des Meeres, die sich an der Stelle des Sturmausbruches befanden. Er erteilte Anweisungen , alle Energien zurückzuhalten, um zu gegebener Zeit bereit zu sein, diese zu entladen. Er nannte ihnen eine bestimmte Zeit, die er einige Stunden zuvor festgelegt hatte. Anschließend an diese Anweisung verkündete er eine Bekanntmachung an alle Engel entlang der Verlaufslinie des Hurrikans, die er und seine „Kollegen“ festgesetzt hatten. Dieser Vorgang vollzog sich dermaßen, indem die Engel des Ausgangspunktes die Nachricht an ihre Nachbarn entlang der Verlaufslinie weitergaben, bis schließlich der Engel der Bucht sie ebenfalls vernahm. Er begann sofort mit seinen Vorbereitungen, die von „Gebietsvorgesetzten“ überwacht wurden. Er berief eine Zusammenkunft seiner Elfen ein und erklärte ihnen, soweit sie es verstanden, was passieren würde. Dann begann er, seinen Strudel mit Energie zu versorgen, um eine Energieballung hervorzurufen. Da er sich am Rande des betroffenen Gebietes befand, hatte er eine wichtige Position inne.

Selbst seine Nachbarn versorgten ihn mit Energie. Als die Stunde des Sturmausbruches näher rückte, beschleunigte er seine Vorbereitungen, um einen höheren Grad der Kraft zu erreichen. Ich unterbreche hier die Ausführungen und begebe mich erneut zum Entstehungsort zurück.

Zur festgelegten Stunde erschien der Engel des Hurrikans mit seinen Begleitern. Er ließ einen Aufruf ertönen, der wie ein Schlachtruf einer alten Trompete erklang. Bei diesem Ton lief durch die Reihen der Engel, angefangen beim Ausgangspunkt bis zum Endpunkt, eine Erschütterung. Alle Engel entlang der Sturmlinie vereinigten sich und verschmolzen mit dem Bewusstsein des Hurrikanengels. Unter den Luftelfen gibt es bestimmte Sturmelfen, und der Aufruf des Engels des Hurrikans bewirkten, dass Hunderte von ihnen aus allen Richtungen herbeifegten. Mit seinem Aufruf entlud der Engel Energie in Richtung des vorgesehenen Sturmes und leistete so seinen persönlichen Beitrag zum Geschehen. Dieser Vorgang wurde gleichzeitig von einer Entladung überschüssiger Luftenergie durch die Engel des Wassers begleitet. Dann nahm der Sturm, wie ein riesiger Flammenball, in dem sich Engel und Elfen – der Engel des Hurrikans in der Mitte – eingeschlossen befanden, seinen vorgezeichneten Weg. Die örtlichen Vorbereitungen näherten sich ihrem Höhepunkt, da der Feuerball auf jeden Luft- und Wasserstrudel zusteuerte.

Mit der Ankunft des Engels der Hurrikans entlud sich die gespeicherte Strudelenergie in das Sturmzentrum, und der Sturm nahm von Strudel zu Strudel an Stärke zu. Die Elfen, welche unter der Leitung des Engels der Bucht arbeiteten, trugen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Der gesamte Vorgang gestaltete sich für sie recht vergnüglich. Sie schossen in die Luft, wenn der Sturm ihren eigenen Strudel erreichte und versuchten, sich vom Sturm tragen zu lassen, während sie ihren eigenen kleinen Energiebeitrag leisteten. Danach taumelten sie ins Wasser zurück. Einigen gelang es, sich von Sturm weitertragen zu lassen. Sie fanden erst nach einiger Zeit wieder zum richtigen Ort zurück. Selbstverständlich hatten sie nach Beruhigung des Sturmes Extraarbeit zu leisten, doch sie genossen die durch den Hurrikan hervorgerufenen Empfindungen über alles.

Als der Sturm den Engel der Bucht erreichte, war dieser bereit. Seine Aufgabe lag, wie bereits erwähnt, darin, seine Energien zurückzuhalten. Des weiteren war er mit der Leitung seiner Aufgaben stärker als sonst beschäftigt, da der Hurrikan an dieser Stelle das Land erreichte. Als der Engels des Hurrikans eintraf, vollzog sich die Energieentladung unter Einbeziehung des Meeres in überwältigender Weise.Der Aufprall an der Küste rief einen solchen Schock hervor, dass die gesamte Organisation des Engels der Bucht kurz unterbrochen wurde. Die Elfen hatten dieses Ereignis bereits erwartet und waren bereit, sich vom Sturm davontragen zu lassen. Doch als es soweit war, war die Wucht des Aufpralls so gewaltig, dass sie zurückgeworfen wurden und vorübergehend aus der Bahn des Hurrikans gerieten. Sie kamen jedoch wieder schnell zur Besinnung und folgten dem Sturm, indem sie ihre Energien einfügten und mit ihm das Land erreichten.

Der Engel des Festlandes an der Küste von Miami wusste, was bevorstand, doch er verhielt sich passiv, da er nichts zu tun vermochte, um den Sturm zu vermeiden, und nahm ihn als sein Schicksal auf sich. Er war nicht gerade erfreut, da die Engel des Festlandes die Vernichtung von Pflanzen und Bäumen missbilligen und hier auch noch Menschen unter der Katastrophe zu leiden hatten. Wir sollten nicht vergessen, dass ein Sturm auf dem Meer fast keinen Schaden anrichtet, er aber Unheil bringt, wenn er über das Festland hinwegfegt. Im Laufe der Zeit erholen sich die Pflanzen und alles andere Leben unter der Fürsorge der Elfen. Nachdem der Sturm das Festland berührte, nahm sich der Engel des Hurrikans voller Aufmerksamkeit der Leitung des Sturmgeschehens an, da viele komplizierte Lebensformen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die ihn begleitenden Engel des Lebens und des Todes waren bereit, denn der Sturm forderte seinen Tribut unter den Menschen. Es scheint unglaublich, es sei denn, man sieht es auf den inneren Ebenen, dass in solch einem Aufruhr Ordnung herrscht. Wir sollten daran denken, dass nicht nur der Engel des Hurrikans über große Intelligenz verfügt, sondern dass sich alle Engel hinsichtlich Zusammenarbeit, Organisation und Ordnung auszeichnen. Natürlich war der Engel des Festlands bemüht, soviel wie nur möglich zu retten, vor allem Bäume und Tiere. Seine Elfen unterstützten ihn darin, indem sie ihren Einfluss auf verirrte Tiere und Vögel ausübten, so deren Instinkt verstärkten und die Tiere sich mit ungewöhnlicher Klugheit in Sicherheit brachten. Was die Bäume anbetrifft, ist alles, was die Elfen zu tun vermögen, sie darin zu bestärken auszuhalten.

Während des Sturmes strahlte der Engel des Gebietes um Miami Festigkeit und Stärke aus, was sich auf die Menschen und Elfen übertrug. Er ist eine große, ruhige Persönlichkeit mit viel Lebensfreude, die durch das von im behütete Land und dessen Klima noch gefördert wird. Er bringt Miami viel Zuneigung entgegen und weiß dessen Ausdehnung sehr zu schätzen. Dies bedeutet indirekt mehr Farmen und Obstanbau, was ihm und seinen Elfen die Gelegenheit zu neuem Wirken und zu neuem Experiment gibt. Er missbilligt jegliche unechte Hochkonjunktur oder unkontrollierte Bodenbebauung, da dies mutwillige Zerstörung des Landes bedeutet. Solches, wozu auch die mutwillige Zerstörung der Wälder im Nordwesten gehört, erfüllt ihn mit Ärger. Die Engel haben nichts gegen das weise Lichten der Wälder einzuwenden. Hierbei handelt es sich um einen konstruktiven, dem Leben förderlichen Vorgang, so sehr der einzelne Baum auch unter seinem Absterben leiden mag. Der Hurrikan bedeutete für den Engel von Miami eine Mischung zwischen unkluger Zerstörung seitens des Menschen und der geordneten Entwicklung in der Natur. Da er von seinem Vorgesetzten kam, nahm er alles hin.

Die Meereselfen stürmten aufgrund der ihnen übertragenen Aufgaben dem Festland entgegen. Der physische Aufprall zerstörte ganze Gebietsabschnitte, welche unter Sand und Schutt begraben wurden. Folglich gab es für die Meereselfen viel zu tun. Es sei zugegeben, dass es sie freute, da es für sie Abwechslung bedeutete. Das hieß, dass es in einigen Gebieten viel zu tun gab, in anderen weniger, und so für Abwechslung gesorgt war.

Während der Dauer des Sturmes wurden die Elfen von ihm über Land getragen und entfernten sich mehrere Kilometer von der Küste, ein ungewöhnlicher Zustand, den sie besondere Erfahrung werteten. Nach einigen Stunden, als der Hurrikan von Miami landeinwärts zog und das Meer sich fast beruhigt hatte, begaben sie sich wieder zurück. Als die Elfen sich nach einigen Tagen erholt hatten, kehrten viele von ihnen zur Küste zurück, um den Engel des Festlandes bei der Arbeit zu unterstützen. Die Energien des Engels von Miami hatten sich einigermaßen erschöpft, und so halfen ihm die Meereselfen nach besten Kräften. Ihnen ist der gewohnte Zustand auch lieber, obwohl ihnen der Aufruhr des Sturmes nicht unangenehm war.

Der Hurrikan nahm seinen vorgezeichneten Weg und beruhigte sich allmählich. Der Sturmengel und die Sturmelfen zogen sich zurück, bis in Zukunft sowohl seine als auch ihre Dienste wieder benötigt würden. Langsam wurde wieder alles in dem vom Hurrikan heimgesuchten Gebiet hergestellt. Es dauert natürlich Jahre, bis ein solcher Schaden wieder beseitigt ist. Der Mensch mag jetzt unvermeidlich denken, dass die Meereselfen, die Engel des Meeres und vor allem der Engel des Hurrikans selbst schlecht oder böse sind, da sie Leben zerstört haben. Dem ist nicht so. Sie haben Formen zerstört, doch nicht das Leben innerhalb der Form, denn Leben endet nicht. Mehr noch, diese Wesenheiten haben ihre Aufgabe in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen vollbracht. Menschen zerstören Eigentum, töten sich gegenseitig und vernichte die Natur in Kriegszeiten um des persönlichen Gewinnes wegen, und sie projizieren ihre eigenen Motive auf die Natur.

Doch die Natur kennt keine persönlichen Gefühle. Die gesamte Zerstörung vollzieht sich auf unpersönlicher Ebene und, mag es auch seltsam klingen, mit einem Gefühl der Liebe, denn der oberste der Engel und die Elfen denken nicht an Vernichtung und suchen soviel wie möglich zu retten. Dies ist weit entfernt vom Krieg, wo der Mensch alles zu vernichten sucht. Die Engel sind gezwungen, den Naturgesetzen zu folgen, ob sie wollen oder nicht. Es entspricht ihrer Aufgabe, es ist der Geist ihrer Natur. Auch betrachten sie den Tod nicht als etwas Unbekanntes, Schreckliches oder Endgültiges, wie wir es zu tun pflegen. Für sie ist der Tod bloß Zerstörung der Form; das Leben endet nicht, sondern kehrt erneut zu seinem Ursprung zurück. Es kehrt wieder in anderer Form und um neuer Erfahrungen willen in diese Welt zurück. Erfahrung und Weiterentwicklung sind das Wesen aller Dinge.

 

(Aus: Dora van Gelder, Im Reich der Naturgeister. Aquamarin-Verlag, 3. Auflage 1995; mit freundlicher Genehmigung des Verlages)

Literaturempfehlung Januar 2013

„Elfen arbeiten auf dem Land und auf dem Meer. Man sieht sie beim Fischfang oder bei Arbeiten in der Landwirtschaft, so wie das früher üblich war. Genau wie das Huldufólk (die Verborgenen) besitzen auch sie alle möglichen modernen Maschinen in ihren Ländereien. Ihre Fahrzeuge sehen aus, als blicke man in die Zukunft bei uns Menschen. Es gibt sogar Wagen auf Schienen über der Erde. Elfen wohnen in feinen Häusern, die moderner als die elegantesten Häuser der Menschen sind. Sie wohnen in Schlössern, Villen oder Häusern mit einem Grasdach, auch in Reihenhäusern, doch Mehrfamilienhäuser gibt es nur ganz wenige. Ihre Kirchen sind schön, man kann sie kaum von den Kirchen des Huldufólks unterscheiden, weil sie in derselben Dimension sind. Elfen haben Schulen und Kunstgalerien. Sie haben Musiksäle und lieben den Gesang. Bei ihnen gibt es Kinderheime und Altersheime, doch sie sind so schlau, solche Heime zusammenzulegen.“

(Erla Stefánsdóttir, Erlas Elfengeschichten. Verlag Neue Erde, Saarbrücken 2011, S. 19)

Literaturempfehlung 1 – Dezember 2012

Auszug aus dem Büchlein „Karlik“ von Ursula Burkhard (Hrsg.: Werkgemeinschaft Kunst u. Heilpädagogik Weissenseifen, 5. Auflage, 1991):

Feste

Was wir Menschen leiden, hat mit uns selber zu tun, mit unserem Unvermögen, mit unserem Werden, würde Karlik sagen. Mensch sein kann man nicht, ohne schuldig zu werden. Mensch sein heißt lernen, und Lernende irren. Unser Irrtum verursacht Schmerz. (…) Wir Menschen leiden an uns selber, aber die Schöpfung, alle sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe um uns her, leiden unschuldig mit uns, für uns, durch uns. Diese Einsicht bedrückte mich. Ich schämte mich für uns alle, bat um Verzeihung. Auch erschlossen sich mir andere Gebiete der geistigen Welt. Ich erfuhr, wie sich dort vorbereitet, was sich hier ereignen wird und wie dort nachwirkt, was sich hier schon ereignet hat. Da gab es neben allem Licht drohende Schatten und heftige Kämpfe. Einmal sagte mir jemand, wenn ich die geistige Welt wirklich erleben würde, müsste ich schon jetzt ohne Probleme, in einem paradiesischen Zustand sein. Das ist nicht möglich, denn dort bildet sich ja alles, was hier sichtbar wird. Die geistige Welt ist nicht ein Fluchtort, ein „Ferienhäuschen“, in welchem ein Mensch oder eine Gemeinschaft sich einmietet, um dem Alltag mit seinen Schwierigkeiten zu entkommen.

Was sollte ich tun und wie konnte ich durchhalten? Oft stellte ich mir solche Fragen und kam nicht auf die Idee, sie mit Karlik zu besprechen. Ungefragt antwortete er von sich aus: „Dich freuen sollst du und Feste feiern, dann findest du den Weg.“ Für einen Menschen kommt diese Antwort auf schwere Lebensfragen eher unerwartet. „Natürlich kann jetzt niemand im Paradies leben“, erklärte Karlik, „aber Feste sind Erinnerungen, Lichter vom Paradies. Sie ermöglichen das neue Leben, das Werdende. Das Dunkle annehmen und tragen kannst du nur, wenn du immer wieder auf das Licht schaust. Vergiss das nie. Im Licht sind die Verwandlungskräfte.“

Menschenfeste sind oft leer und ermüdend. Viele fürchten sich davor oder sind enttäuscht, wenn die Feiertage vorübergehen und doch nichts geschehen ist. Gnomenfeste sind Kraftquellen, Ausdruck von Freude und Dankbarkeit. „Feste sind Samenkörner“, sagt Karlik, „aus Festen wächst Neues, das gut und hell ist und Samenkörner für das nächste Fest in sich trägt.“

Karliks Sprache ist lebendig wie Pflanzen. Er ist ein Führer der Heilpflanzengeister und ist wie verwoben im Werdenden, Heilenden. Pflanzenfeste liebt er besonders. Eines der ersten Feste im Jahr ist das Erdgramselfest. Da ist alles Schaffen, Bewegen, sich Regen und Werden in der Erde. Das Erdgramselfest ist für viele Menschen nicht direkt erlebbar, aber doch ahnen sie etwas davon. Die Gnomen werden tätig, sie hegen und pflegen das Entstehende. Feste feiern und Arbeiten gehören zusammen. Sie lieben ihre Tätigkeit und erleben Feste als Höhepunkte ihres Schaffens. Der erwachende Frühling bringt verschiedene Knospenfeste und Blütenfeste. Jede Pflanzenart hat ihre eigenen Betreuer. Die veranstalten etwas wie Familien- oder Gruppenfeste. Die Freude davon verbreitet sich aber über alle Elementarwesen, die zusammen für das Wohl der Erde wirken, weil sie in ihrer Aufgabe zu einer Einheit verbunden sind. Im Spätsommer und Herbst gibt es Frucht- und Samenfeste. Die Weihe der Samengeisterchen erinnert mich an Kindtaufen. In den Feiern des Gereiften ist viel Würde wie in Begegnungen mit weisen, alten Menschen. Karlik liebt die Gemüsefeste. Solche erleben wir oft zusammen. Ihm, dem Heilpflanzengeist, ist das Wohlergehen der Menschen ein großes Anliegen. Gern hilft er mir daher beim Kochen, besonders, wenn wir Gäste erwarten. (…) Vergnügt sitzt er auf dem Pfannenstiel und gibt seine Rqtschläge. Das Gemüse lege ich vor dem Zubereiten schön auf den Tisch wie bei einem Erntedankfest. Wir bewundern die verschiedenen Formen. Karlik tanzt um alles herum, streicht mit seinen Sonnenhänden wie segnend darüber und schenkt den Menschen das Gemüse zur Nahrung. Erst dann beginne ich mit dem Rüsten. Über der Arbeit in der Küche ist etwas Strahlendes. Wenn Hausfrauen ihre Arbeit verachten, tun sie Karlik weh.

Auf das Erdgramselfest folgt als nächstes großes allgemeines Fest die Frühlingsfeier. Das ist in der Osterzeit. Es gibt dann viele Tänze. Besonders schön sind die Elfenreigen. Tanzend und musizierend bilden und pflegen die Elfen Blumenformen. Ihr Reigen ist ernstes Spiel, Erfüllung ihrer Aufgabe. Der Frühlingsmond wird gefeiert und die herrlichen Sonnenaufgänge. Die Naturmusik der Elementarwesen regt die Vögel zu Morgen- und Abendliedern an. „Das können Menschen auch hören“, jubelt Karlik.

Dann kommt das große Sommerfest in der Johannizeit. Tänze und Klänge schwellen an, alles wird weit. Die Elementarwesen fliegen in die Strahlenpracht hinein. Jetzt saugen die Johannimännlein sich voll mit Sonnengold. Im Herbst wollen sie es der Erde schenken. „Lichternte“ könnte man ihre Tätigkeit nennen. Rund und golden sehen die sonnentrunkenen Johannimännlein aus.

Nach Johanni beginnt schon bald das Fest der kleinen Nebel. Das sind die Mahner. Sie sagen: „Kommt zurück, fangt an, euch zu beruhigen.“ Das Fest des Welkens und Vergehens wird auch freudig gefeiert. Herbstmelancholie der Menschen ist den Gnomen fremd. Sie nehmen hin, was ist und sträuben sich nicht. Überall erklingt ein Ruf, der in unseren Worten etwa so heißen könnte: „Das Sichtbare wird unsichtbar, damit Sichtbares werden kann.“ Oder auch: „Das Licht nimmt ab, weil es zunehmen will.“ Die Elementarwesen erleben im Vergehen Werden und im Werden Vergehen, sie sehen und bejahen das wirkliche Leben. Bei ihren Führern, die im Märchen Elfen- und Zwergenkönige sind, ist es so. Sie sind die wachen; die mehr Schlafenden werden von ihnen in das Erleben mit hineingenommen.

Das Novemberfest könnte auch Fest der Stille oder Fest der Einkehr heißen. Wer es mitfeiern darf, lernt in sich selber ruhen. An einem Tag schweigt alles, nur ein Wort hört man: „Jetzt!“ Das bedeutet: Jetzt sind alle zu Hause in der Erde. Die Erde und alles in ihr ist zufrieden. Jetzt ist das Fest der inneren Ruhe.

Der Jahreslauf kann wie das Atmen der Erde empfunden werden. Novemberfest und Erdgramselfest sind Polaritäten wie Ein- und Ausatmen. Wenn ganz ausgeatmet ist, bildet das Johannifest den Höhepunkt. Und der Höhepunkt des Einatmens ist nach dem Novemberfest die große Feier der inneren Sonne. Vorbereitet wird dieses Fest durch stilles Sich-Freuen, unterbrochen von freudigen Jubelrufen: „Bald scheint die Sonne in der Erde, ganz bald, es wird hell!“ Und dann wird alles wie durchsichtig leuchtend. Wie fließendes Gold strömt Licht in die Erde. Alle Elementarwesen (…) lassen sich davon durchdringen und erleuchten. Sie haben es gern, wenn in dieser Zeit Menschen in ihren Weihnachtsliedern von der wahren Sonne singen, vom inneren Licht.

„Setz dich ruhig hin, wir wollen uns freuen“, sagt Karlik dann oft.

Nach dem Fest der Sonne in der Erde beginnt die Mondfrau, eine große Fee, zu tanzen. Sie tanzt voraus, was von den Elfen im Frühling getanzt wird und weist so auf die Formen der neuen Pflanzen hin. Sie hat schon bei der Weihe der Samengeister vorgetanzt, was diese in ihre Träume aufnehmen sollten. Jetzt tanzt und singt sie, um die Träumenden aufzuwecken. Auch Gnomen und Elfen weckt sie aus ihrer Hingabe an die Sonne in der Erde. Wer die Mondfrau wahrnimmt und sich von ihr gerufen weiß, bekommt Lust, beim Erdgramselfest tätig zu sein. Aus der Ruhe wird emsiges Regen.

Solche Feste überstrahlen und begleiten alles Geschehen auf der Erde. „Wenn die Menschen sich nur schon so einstimmen könnten, dass ihr Tun im Einklang wäre mit unserer Arbeit“, sagt Karlik. „Aber noch klingt ihr Tun nicht zusammen mit dem, was in anderen Reichen geschieht. Es ist darin noch ein Misston.“ Er wird ernst, wenn er so spricht. „Ja, die Erde könnte schon noch ein bisschen halten, wenn ihr vernünftig mit ihr umgeht. Halten, bis ihr den Misston verwandeln könnt. Einen schönen Ort zum Lernen habt ihr hier.“

Ich werde traurig, wenn ich spüre, wie ernst er ist und wie die Zeit drängt. Aber dann streichelt er  mich mit seinen Sonnenhänden und mit seinem Kopf. Das tun Gnomen, wenn sie ihre Liebe zeigen wollen. Und er sagt: „Auf das Licht schauen! Immer wieder auf das Licht schauen! Nur so können wir die Schatten verwandeln.“ Und dann schauen wir beide auf das Licht und sind weiter feiernd tätig in heiterem Ernst. Und die Erde ist wie ein großer Altar.“

 

Literaturempfehlung 2 – Dezember 2012

In ihrem Buch „Lífssyn mín – Lebenseinsichten der isländischen Elfenbeauftragten“ (Neue Erde GmbH 2007) schreibt das hellsichtige isländische Medium Erla Stefánsdóttir (geb. 1935) über ihr Erleben in der Zeit vor Weihnachten:

„Bis in meine Jugendjahre hinein glaubte ich an Weihnachtsmänner, das fanden meine Freunde sehr komisch. Doch die Weihnachtsmänner, an die ich glaubte, sind diejenigen, die ich auch heute noch sehe. Sie kommen etwa eine Woche vor Weihnachten. Es sind kleine, rot gekleidete Wesen, etwa 30 bis 40 cm groß. Dann waren und sind auch noch kleine fliegende Engel zu sehen. In ihrer Nähe herrscht Frieden und Freude, und wenn sie sich bewegen, erscheint eine glitzernde und funkelnde Spur hinter ihnen.“

 

Literaturempfehlung Oktober 2012

Dora van Gelder (1904-1999) schreibt in ihrem Buch „Im Reich der Naturgeister“ (Aquamarin Verlag, 3. Auflage 1995, S. 31 f):

„Eines Abends unternahmen einige von uns einen Spaziergang im Hafen von Sydney, wo eines dieser Wesen residiert. Nachdem wir uns seinem Platz näherten, verspürten wir als erstes dem Eindruck physischer Hitze an einer gewissen Stelle des Weges. Dies war umso befremdlicher, als die Nacht kühl war. Zu gleicher Zeit bemerkten wir etwas, das uns erschauern ließ. Bis zu diesem Moment hatten wir nicht an unseren Freund aus der Elfenwelt gedacht, doch dann erblickten wir ihn und sahen, wie er so schnell wie möglich dieser schauerlichen Stelle zu entkommen trachtete. Er bemerkte uns, kehrte um und eilte uns voller Freude und Erleichterung entgegen. Wir erfuhren, dass er sich sehr ängstigte, da sich an dieser Stelle einige grausige Wesen befanden, die ihm wirklich Furcht einjagten.

Es stellte sich heraus, dass es dort tatsächlich vier oder fünf monsterähnliche Wesen von widerwärtiger Farbe und Ausstrahlung gab, welche ihr Unwesen trieben. Sie waren von hässlich roter Farbe, ihr Kopf glich der Karikatur eines Bisonkopfes und ihre Körper waren gestaltlos. Sie stellten die Verkörperung furchtbarer Schwingungen dar, die den dort stattgefundenen Ereignissen zugrunde lagen, und an denen sich Menschen beteiligt hatten.

Irgendwie muss es an diesem Abend zu einer negativen Aufladung dieser Schwingungen gekommen sein, welche jene Wesen befähigte, Gestalt anzunehmen. Unser Elfenfreund bat uns um Hilfe. Wir versuchten, diese Biester zu verscheuchen, da sie über geringe Intelligenz verfügten und für niemanden von Nutzen waren. Aber sie bleiben hartnäckig, und unsere Bemühungen zeigten wenig Erfolg. Zufällig fanden wir heraus, dass sie tödliche Angst vor dem nahen Wasser hatten, und mit weiterer Willensanstrengung scheuchten wir sie ins Hafenwasser, wo sie sich sofort auflösten.

Die kleine Elfe vergaß diese Hilfeleistung nie und blieb unser Freund, solange wir dort wohnten. Es geschieht allerdings häufiger, dass Elfen dem Menschen helfen als umgekehrt, denn sie sind sich unserer Existenz bewusst und fast immer gleichmäßig freundlich, während wir selten von ihrem Dasein wissen und außerdem Stimmungsschwankungen unterliegen – wenngleich diese in ihrer Gegenwart verschwinden.“