Von Wichteln, welche Kindern Briefe schreiben

Detail vom Monatstisch meiner Schulklasse mit Wichteltür, im Hintergrund an der Wand ein paar Wichtelbriefe

Wichtelbriefe waren im heurigen Advent DER Modetrend. Es geht so: An einer Wand über der Sesselleiste oder über einer Kommode wird ein kleines Türchen befestigt, das die Illusion erzeugen soll, dass hier ein Wichtelmännlein den Eingang zu seinem Wohnbereich hat. Der Vorplatz wird je nach Geschmack mit kleinen Einrichtungsgegenständen dekoriert, etwa einem kleinen Sitzplatz, Feuerholz, einem Besen etc., was diese Illusion noch verstärkt, und nun macht das ausgedachte Wesen, das selbst zwar immer unsichtbar bleibt, durch Streiche auf sich aufmerksam und hinterlässt den Menschen respektive Kindern jeden Tag einen Brief, worin es von sich oder von seinen Streichen erzählt. Die Kinder können Gegenstände, von denen sie glauben, dass der Wichtel sie brauchen kann, vor seiner Haustür deponieren, und manchmal hinterlässt das Kerlchen im Austausch dafür kleine Geschenke.

Der Brauch stammt aus Skandinavien. Dort hat der Glaube an Tomten und Nissen lange Tradition. Der Julenisse ist ein fester Bestandteil z.B. der dänischen Weihnachtstradition. Er hilft dem Weihnachtsmann (Julemanden) beim Erstellen der Geschenke und erwartet als Gegenleistung von den Menschen, dass er während der Adventszeit mit Milchreis (dänisch „risengrød“) versorgt wird (Quelle: Wikipedia). Aber auch im deutschen Sprachraum existieren zahlreiche Sagen und Märchen, die die Existenz von Wichteln und deren Zusammenleben mit Menschen thematisieren. Wichtelmänner sind scheu, aber hilfsbereit, erledigen bisweilen Arbeiten für den Menschen, necken sie manchmal auch, sehen im Stall nach den Tieren und können demjenigen, der sich gut mit ihnen stellt, zu Reichtum und Wohlergehen verhelfen. Fühlen sie sich ausspioniert oder verhalten sich die Menschen ihnen gegenüber feindselig, so ziehen die Wichtel aus und mit ihnen auch der Wohlstand und das Glück.

Naturwesen sind mein Steckenpferd, aber als Volksschul- und Waldorflehrer verbindet mich mit ihnen auch ein professionelles Interesse: Naturwesen und Märchen haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der Arbeit mit Kindern. Das geht aus Schriften Rudolf Steiners hervor, aber noch wesentlich weiter geht Abd-ru-shin, der in seinem Vortrag über „das Kind“ fordert:

Das Kind von heute ist bis zu seiner Reife unmittelbar nur mit dem Wesenhaften eng verbunden. In dieser Zeit soll es das Wesenhafte genau kennenlernen im Erleben!

Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit, Gralsbotschaft. Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart. Aus dem Vortrag: Das Kind

Kindern die Welt der Wesen näherzubringen ist mir also ein großes Anliegen, und ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie ich dieses Ziel spielerisch und möglichst ohne großen Aufwand erreichen kann. Heuer habe ich im Zusammenhang damit ein paar Erfahrungen gemacht, die ich gern den interessierten Leserinnen und Lesern mitteilen möchte.

Denn auch in meiner 3. Volksschulklasse ist heuer am 1. Dezember über dem Monatstisch eine solche Wichteltür erschienen und ihre imaginierten Bewohner haben den Kindern jeden Tag in winziger Schrift einen Brief hinterlassen sowie eine kleine Süßigkeit. In ihren Briefen erzählten die Wichtel von sich und von ihren Erlebnissen mit den Menschen und mit Tieren. Die in ein selbstgebasteltes Heftchen geklebten Wichtelbriefe waren für die Kinder meiner Klasse zugleich Lesehausübung als auch Adventkalender.

Da einige meiner Schulkinder noch an das Christkind glauben, gab es anfangs zwischen den Kindern Diskussionen darüber, ob diese Wichtelbriefe nun „echt“ seien oder nicht, und das brachte mich für kurze Zeit etwas in Bedrängnis. Meinen eigenen Kinder haben meine Frau und ich niemals weisgemacht, die Weihnachtsgeschenke würden vom „Christkind“ gebracht, schon allein deshalb, weil wir die Enttäuschung fürchteten, wenn wir später zugeben zu müssten, dass dem gar nicht so war. Weihnachtswichtel existieren wirklich, nachzulesen bei Erla Stefansdottir in ihrem Buch „Lifssyn min“, und sicherlich gibt es jede Menge Wunder und Heimlichkeit speziell zur Zeit der Wintersonnenwende, doch die Naturgesetze können dabei nicht ausgeschaltet werden, und das ist auch für Kinder wichtig zu wissen. – Ist es nicht unfair und irgendwie egoistisch, wenn Erwachsene das Vertrauen und die Leichtgläubigkeit von Kindern ausnützen und ihnen eine falsche „Wunder-Wirklichkeit“ vorspielen, um sich am Wunderglauben und den strahlenden Augen der Kinder selbst zu erbauen?

Meine Wichtelbriefe jedenfalls sollten den Kindern nicht vorgaukeln, dass in der Wand briefschreibende und schokospendende Männlein hausen. Dass auf einer anderen Ebene feinstoffliche Wesen wie Wichtel oder Engel tatsächlich existieren, davon bin ich ehrlich überzeugt. Diesen Wesen sowie ihrer feinstofflichen Ebene sollten die Kinder durch meine Wichtelbriefe innerlich näherkommen, aber es sollte ihnen bei alledem klar sein, dass die Briefe in Wirklichkeit von mir stammten. Von den guten Gaben und Geschenken der „kleinen Leute“ erzählen so viele Geschichten und Legenden aus alter Zeit, die nur deshalb allgemein als erfundene „Märchen“ und für unwahr angesehen werden, weil wir uns sowohl Männlein, als auch Gaben und Geschenke in grobstofflicher Form vorstellen. Aber wie sollen feinstoffliche Wesen dem Menschen grobstoffliche Gaben darbringen? So etwas zu erwarten, ist im wahrsten Sinne des Wortes kindisch. Wie viel Segen ernten wir jedes Jahr durch das Wirken der Natur, durch Kräfte, welche von Stufe zu Stufe abwärts durch Wesenheiten aus der feineren in die grobe Stofflichkeit vermittelt werden. Wie viel Kraft, Trost, Zuversicht etc. fließt uns tagtäglich aus höheren und lichteren, feineren Regionen zu, wenn wir uns dafür öffnen, ohne dass wir uns dessen auch nur überhaupt bewusst werden?

Darum möchte ich allen Eltern zu bedenken geben, dass der Glaube an das „Christkind“ für das Kind auch zum spirituellen Hemmnis werden kann, wenn dieser Glaube dem Kind vorgaukelt, dass das „Christkind“ und die Engelein grobstoffliche Wesen seien, weil sie ja vorgeblich grobstoffliche Geschenke bringen. – „Alles Gute kommt von oben“, das ist sprichwörtlich wahr. „Von oben“, das heißt von Gott, kommen aber nicht Pakete mit dem Fallschirm abgeworfen, sondern Kräfte, Energien, die durch die Hände vieler spendender und weiterleitender Intelligenzen von Ebene zu Ebene abwärts fließend vielfach umgewandelt und in immer gröbere Form gebracht werden, bis sie völlig naturgesetzlich in der Grobstofflichkeit für uns körperlich und sinnlich erlebbar werden.

Aber nur durch Reden, zumal durch solch theoretisches, kann man Kindern den tatsächlichen Sachverhalt nicht nachvollziehbar machen. Auch steht es mir als Lehrer nicht zu, am Christkindglauben der Kinder zu rütteln und damit die Aussagen ihrer Eltern in Zweifel zu ziehen. Dadurch könnten diese verunsichert werden. Und drittens war es mir wichtig, dass die Kinder die Wahrheit selbst erkannten. Also widersprach ich nicht, wenn einzelne Kinder vermuteten, dass „ich der Wichtel“ sei, der die Briefe schrieb und deponierte, doch ich gab es auch nicht offen zu und ließ den Sachverhalt in der Schwebe. Wie sollte ich aber den Kindern den Zusammenhang erklären? – Zu dieser Zeit drängte sich mir wiederholt ein inneres Bild auf: Ich sah mich vor der hölzernen Wichteltür (die ich selbst aus Sperrholz ausgesägt hatte) stehen und anklopfen, woraufhin ein freundliches, behäbiges Männlein mit langem weißem Bart mir von innen öffnete. Und irgendwie fühlte ich mich aufgefordert, dieses Bild den Kindern weiterzugeben. So beendete ich die Fragen zum Thema „echt oder nicht echt“, indem ich den Kindern vorschlug, mit mir gemeinsam einen kleinen Gedankenspaziergang zu unternehmen.

Ich bat die Kinder, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie sie auf das Regal neben dem Monatstisch kletterten, wobei sie in der Vorstellung etwas schrumpfen sollten. Ich führte sie in Gedanken oben am Regal entlang und ließ sie dann vom Regal auf den Monatstisch hinübersteigen, der neben dem Regal stand. An den schönen Dingen vorbei, die dort ausgestellt waren, passierten sie die kleine Truhe, in dem die Wichtel ihre Briefe und Geschenke deponierten, das Tischchen, das zu ihrem Wohnbereich gehörte, den kleinen Besen, der dort an der Wand lehnte, sowie das winzige aufgestapelte Feuerholz, und nun stünden sie direkt vor der Wichteltür. Sie klopften an und warteten höflich, was nun geschehen würde.

Ich führte also die Kinder lediglich in Gedanken vor die Wichteltür, ich vermied aber sorgfältig jegliche Vorgabe, was sie hinter der Tür erwarten würde. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass die Kinder durch meine Worte irgendwie voreingenommen oder gar hypnotisiert würden. Ich bat sie nur zu warten und war selbst neugierig, ob und was passieren würde. Und ich muss ehrlich sagen: Ich hatte das, was nun kam, nicht erwartet.

Tatsächlich brachen einige der Kinder unmittelbar in Ausrufe des Entzückens aus, wie: „Oh, ein ganzer Wald voller Wichtel“ – „Eine Wichtelstadt!“ etc., während andere ganz still mit geschlossenen Augen dasaßen und offensichtlich so etwas wie einen schönen Tagtraum genossen. Nach längstens einer Minute (vielleicht waren es auch nur 30 Sekunden) bat ich die Kinder, von wo auch immer wieder in die Klasse zurückzukommen, die Augen zu öffnen und von ihren „Erlebnissen“ zu berichten.

Was mich an den kurzen Berichten am meisten bewegte, war die Freude, mit der die Kinder erzählten, was sich in ihrem Tagtraum ereignet hatte. Die Erlebnisse selbst waren alle unterschiedlich, sie handelten aber immer von Wichteln und zuvor häufig von Gängen mit verschiedenen Türen unterschiedlicher Farben, von denen sie eine auswählten, manchmal waren es auch verschiedenfarbige Lichter oder Nebel, durch die sie dann in einen Wald oder in eine Ansiedlung voller Wichtel gelangten, wo es offenbar sehr geschäftig zuging, wo sie eventuell eingeladen wurden, in ein Haus zu treten und sich an einen Tisch zu setzen. Ein Kind erzählte, dass seine Wichtel in Pilzen wohnten. Offensichtlich hatte bei der Fülle an Erlebnissen eine Art „Zeitdehnung“ stattgefunden, wie das auch in Elfenmärchen oft Thema ist. Mir scheint, dass jedes Kind Erlebnisse mit Wichteln hatte und davon voll Begeisterung erzählte, nur ein Kind sah einen Gang gefüllt mit Stroh und wusste nicht recht, was er damit anfangen sollte. Vielleicht ist es Zufall: Der Schüler, dem das geschah, ist hochbegabt und intellektuell seinen Klassenkamerad/innen weit voraus. Aber wieder musste ich an Märchen denken, in denen meistens nur der „Dummling“ den Zugang zur Welt der Elfen findet und deren Hilfe erfährt. Übrigens gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Wichteln und Stroh, wenn auch keinen erfreulichen: Sogenannte „Wichtellöcher“, also Höhlen, von denen die Legende erzählt, dass sie von Wichteln bewohnt seien, wurden mit Strohfeuern ausgeräuchert, um diese zu vertreiben. Dies geschah natürlich erst zu einer Zeit, als man den Wesen schon so weit entfremdet war, dass die Menschen unter der fortwährenden Denunzierung durch kirchliche Kreise vor ihnen Angst bekommen hatten. Angst hatte der betreffende Schüler bei seinem Tagtraum keine verspürt, er wirkte nur etwas verwundert, dass er als einziger keine Wichtel, sondern eben nur Stroh zu sehen bekam.

Einige der Kinder erzählten anschließend auch von Tagträumen mit Naturwesen, die sie zuvor schon einmal spontan erlebt hatten. Ein Kind wollte z.B. eine Elfe auf einer Kleiderstange tanzen gesehen haben. So versunken sei sie gewesen, erzählte das Mädchen, dass sie wie aus einem Traum erwachte, als die Mutter sie beim Namen rief und am Arm rüttelte. Jedenfalls: Die Frage „echt oder nicht echt“ stellte sich im Zusammenhang mit unseren Wichtelbriefen von nun an nicht mehr. Die Kinder wussten, dass die Briefe von mir kamen, doch dass es Wichtel wirklich gibt, muss ihnen irgendwie auch klar geworden sein. Drei Wochen später baten sie mich, den Besuch zu wiederholen. Da ich von mir aus keinen Drang dazu verspürte, zögerte ich zunächst, gab aber dann dem dringenden Wunsch doch nach. Die meisten Kinder hatten wieder die gleiche Erfahrung wie beim ersten Mal, doch da ich diesmal etwas mehr Zeit ließ, konnten sie ihrer Geschichte länger folgen und gelangten tiefer in die „Wichtelwelt“. Ob sie denn die Wichtel nicht allein, ohne meine Hilfe besuchen könnten, fragte ich sie. Nein, behaupteten sie, ohne meine Anleitung könnten sie das nicht. Ich glaube, sie haben es nur nicht versucht. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so: Die Kinder sollen ja im Hier und Jetzt leben und nicht in Traumwelten flüchten.

Liebe Leserin, lieber Leser, natürlich will ich nicht behaupten, dass meine Kindern durch unsere Gedankenspaziergänge zur Wichteltür „das Wesenhafte im Erleben genau kennengelernt“ hätten, wie Abd-ru-shin das fordert. Dazu fehlt es ja überall noch weit. Aber immerhin könnte ich mir vorstellen, dass man in nicht mehr allzuferner Zukunft die Erlebnisse von Kindern im Zusammenhang mit feinstofflichen Wesen ebenso untersuchen und erforschen wird wie die heute schon weithin bekannten Erfahrungen in Todesnähe. Ich hoffe sehr, dass die Forscher dabei verantwortungsvoll und behutsam zu Werke gehen werden, um ihr „Forschungsobjekt“, die Kinder, nicht zu gefährden. Ich muss sagen: Dass Kinder so leichten Zugang haben zum Reich feinstofflicher Wesen, hätte auch ich nicht für möglich gehalten. Wenn dieser Umstand allgemein bekannt wird, und wenn man erkennt, wie heilsam die Beschäftigung damit für Kinder ist, wird man sicherlich in der Pädagogik und in der Kindererziehung neue Wege beschreiten, und hoffentlich wird dann auch der heute immer noch herrschende ungesunde Materialismus ein Ende finden, weil diese Kinder dann in ihrer spirituellen Entwicklung nicht mehr durch falsche Methoden behindert sein werden!

Wollen wir mit dazu beitragen, indem wir das Wissen von den feinstofflichen Wesen hochhalten und weitertragen!

Das wünscht sich zu Heiligabend 2022

der Elfenfreund

Simon A. Epptaler

Weihnachten

Kennen Sie das auch: Sonntag Vormitag in der Natur. Alles ist friedlich, die Wiesen (seien sie nun verschneit oder – wie dieser Tage – auch nicht) glänzen hell und frisch in der Morgensonne, und über allem liegt ein Zauber, eine Weihe, wie nicht ganz von dieser Welt.

Woher kommt an manchen Tagen dieser weihevolle Glanz, dieses Leuchten in die Natur?

Kommt es einfach daher, dass am Sonntag die Menschen nicht arbeiten müssen, die Ruhe pflegen und daher die zu anderen Zeiten unvermeidlichen Störgeräusche wie Motoren- und Arbeitslärm von Verkehr und Maschinen weniger vorhanden sind? Anders gesagt, kann ich an Sonntagen den Glanz, der immer in der Natur liegt, einfach nur tiefer aufnehmen, weil ablenkende menschliche Störeinflüsse fehlen?

Oder ist es so, dass ich jeweils meine eigene Gemütsverfassung in der Natur wiederfinde und daher am Sonntag, wenn ich in „feiertäglicher“ Stimmung die Natur betrete, sich in ihr gleichsam das spiegelt, was ich selber mit meinen Gedanken und Gefühlen hineinlege?

Oder ist vielleicht an Sonntagen in der Natur tatsächlich etwas objektiv anders als unter der Woche … weil es auch in der Natur „Feiertage“ gibt, oder anders gesagt, weil auch die Wesenheiten, die in der Natur formen und wirken, einen „Tag des Herrn“ begehen? Ich Elfenfreund halte das für sehr gut möglich.

War vielleicht der 7-Tage-Rhythmus bereits Gepflogenheit unter den bewussten formenden Kräften in der Natur, also den Naturwesen, lange bevor Menschen auf der Erde lebten, und haben letztere die Einteilung der Tage in Wochen mit jeweils einem „Tag des Herrn“ … aus der Natur entlehnt?

Viele religiöse Feste, die wir heute noch begehen, existierten jedenfalls bereits in vorchristlicher Zeit. Sie wurden im Zuge der Christianisierung christlich überlagert und teilweise umgedeutet, jedoch im Jahreskreis meist an ihrem ursprünglichen Zeitpunkt belassen; man denke etwa an den „Großen Frauentag“ am 15. August, der vermutlich auf wesentlich ältere Vorläufer zurückgeht (vgl. das zoroastrische Anahita), oder an Allerheiligen,  das oft mit dem keltischen Samhain-Fest in Verbindung gebracht wird: Der Kerninhalt  bzw. die Thematik blieb jeweils dieselbe (Verehrung einer weiblichen „Gottheit“ bzw. Totengedenken), auch wenn der ideologische Hintergrund ausgetauscht wurde. Es ist auch bekannt, dass vorchristliche Tempel und Kultstätten oft später durch christliche Kirchen überbaut wurden, sodass heutige Kirchen oft über ehemaligen heidnischen Kultplätzen errichtet sind.

Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Es sollen hier nicht die archaischen, vorchristlichen Gepflogenheiten und Riten, die ja teilweise recht blutig gewesen sein dürften, romantisiert oder ihnen nachgetrauert werden. Es geht hier nur um ein Verständnis dafür, auf welche Weise und in welchem Ausmaß bestehende Bräuche und die Volksfrömmigkeit im Zuge der Missionierung christlich überformt und umgedeutet wurden. Es ist wirklich aufschlussreich, sich zu vergegenwärtigen, auf welchen Grundmauern die Gebäude der modernen Religionen eigentlich errichtet wurden und wie im kollektiven Unterbewusstsein der heutigen, modernen Menschen noch immer naturhafte Vorstellungen und Formen der alten, unterdrückten Naturreligionen ihr Wesen treiben.

Der Weihnachtsmann z.B. ist bekanntlich so ein Januskopf: Zur (christlichen) Hälfte lässt sich die Figur auf den populären Bischof Nikolaus von Myra zurückführen, der um das Jahr 300 gelebt hat und dessen Namenstag am 6. Dezember begangen wird („Santa Claus“); von der anderen Seite betrachtet, trägt er unübersehbar die Züge uralter nordeuropäischer Tomtes und Weihnachtswichtel. Und was am „Christkind“ (einem blonden kleinen Mädchen, das Geschenke bringt?!) eigentlich christlich sein soll, ist ja überhaupt höchst zweifelhaft…

Die als „Elfenbeauftragte“ bekannte isländische Hellsichtige Erla Stefansdottir (1935 – 2015) schreibt in ihrem Buch „Lifssyn min“:

„Bis in meine Jugendjahre hinein glaubte ich an Weihnachtsmänner, das fanden meine Freunde sehr komisch. Doch die Weihnachtsmänner, an die ich glaubte, sind diejenigen, die ich auch heute noch sehe. Sie kommen etwa eine Woche vor Weihnachten. Es sind kleine, rot gekleidete Wesen, etwa 30 bis 40 cm groß. Dann waren und sind auch noch kleine fliegende Engel zu sehen. In ihrer Nähe herrscht Frieden und Freude, und wenn sie sich bewegen, erscheint eine glitzernde und funkelnde Spur hinter ihnen.“

Weihnachtsengel Erla

(Erla Stefansdottir, Lifssyn min. Lebenseinsichten der isländischen Elfenbeauftragten. Neue Erde Verlag, 2007. S. 20f. Die Abbildung dazu stammt von der Autorin selbst. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)

Oder nehmen wir das in weiten Teilen Skandinaviens so beliebte Luciafest: Am 13. Dezember, auf den nach dem julianischen Kalender bis zur Kalenderreform noch der Tag der Wintersonnenwende fiel, schreiten weißgekleidete Mädchen mit Kerzen auf dem Kopf einher, gefolgt von weiteren Mädchen mit Kerzen in den Händen, Sternenknaben, Tomtes und Pfefferkuchenmännchen. –

Auch wenn Lucia von Syrakus (283 – 304) eine frühchristliche Märtyrerin in Fleisch und Blut gewesen ist, so ist doch offensichtlich, dass die Figur hier lediglich als Platzhalter dient für eine überirdische Wesenheit, die im Zusammenhang mit dem wiederkehrenden Licht zur Wintersonnenwende steht. Auch, dass die christlichen Missionare den Namenstag der Lucia („die Leuchtende“, von lat. lux = Licht) ausgerechnet auf den kürzesten Tag im Jahr legten, war gewiss kein Zufall, sondern eine wohldurchdachte Maßnahme, um (nicht auszumerzende, weil allzutief verankerte?) heidnische Volksgläubigkeit christlich zu verbrämen, umzudeuten und dadurch zu vereinnahmen.

Das „Licht, das in der Erde leuchtet“, scheint eine zur Wintersonnenwende erlebbare Tatsache zu sein für alle, die begabt sind, in die astralen Ebenen der Erde schauen zu können. Ursula Burkhard (1930 – 2011) schreibt in ihrem Büchlein „Karlik“:

„Der Jahreslauf kann wie das Atmen der Erde empfunden werden. Novemberfest und Erdgramselfest (im frühen Frühjahr, d. E.) sind Polaritäten wie Ein- und Ausatmen. Wenn ganz ausgeatmet ist, bildet das Johannifest (Sommersonnenwende, d. E.) den Höhepunkt. Und der Höhepunkt des Einatmens ist nach dem Novemberfest die große Feier der inneren Sonne. Vorbereitet wird dieses Fest durch stilles Sich-Freuen, unterbrochen von freudigen Jubelrufen: „Bald scheint die Sonne in der Erde, ganz bald, es wird hell!“ Und dann wird alles wie durchsichtig leuchtend. Wie fließendes Gold strömt Licht in die Erde. Alle Elementarwesen, die noch für das Wohl der Erde arbeiten wollen, lassen sich davon durchdringen und erleuchten. Sie haben es gern, wenn in dieser Zeit Menschen in ihren Weihnachtsliedern von der wahren Sonne singen, vom inneren Licht.“

(Ursula Burkhard, Karlik. Begegnungen mit einem Elementarwesen. Werksgemeinschaft Kunst und Heilpädagogik Weißenseifen, 1991, S. 39f.)

Es ist eine besondere Tragik, dass die christlichen  Missionare seinerzeit dem naturhaft geprägten Erleben der Kelten und Germanen so intolerant gegenüberstanden und es dadurch bis heute nicht gelungen ist, Naturreligion und Christentum in ein umfassendes, gemeinsames geistiges Weltbild zu integrieren. Denn – wie aus dem obigen Zitat hervorgeht – wäre das sehr wohl möglich: Die Natur jedenfalls ist nicht dogmatisch. Durch ihre restriktive Haltung blieb der kirchlichen Obrigkeit aber nichts anderes übrig, als einerseits die den alten Völkern bekannten, real existierenden Wesenheiten und Naturkräfte zu dämonisieren, was letztlich zu dem schrecklichen Hexenwahn in der frühen Neuzeit führte, andererseits aber blinden Glauben zu verlangen, was die eigenen religiösen Lehrinhalte betraf.

Diese starre Geisteshaltung, die bis heute bei vielen Menschen zu beobachten ist, kritisierte auch Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt, 1875 – 1941), wenn er etwa schrieb:

„Ein sogenannter guter Christ würde den Menschen ohne weiteres mit Gotteslästerer bezeichnen und einen großen Sünder in ihm sehen, der es wagen wollte, zu behaupten, die Verkündung der Geburt des Gottessohnes Jesus an die Hirten sei ein Märchen.

Doch der gleiche gute Christ weist die Verkündungen jetziger Zeit zurück mit eifernder Entrüstung, trotzdem diese auf gleiche Weise durch dazu Begnadete gegeben sind, und nennt die Überbringer ohne weiteres auch Gotteslästerer, in den günstigsten Fällen vielleicht nur Phantasten oder Angekränkelte, vielfach Irregeleitete.

Überlegt Euch aber selbst, wo ist da ein gesundes Denken, wo strenge Folgerung und wo Gerechtigkeit? Einseitig und krankhaft begrenzt sind diese Anschauungen strenger Gläubigen, wie sie sich gerne selbst bezeichnen. Doch in den meisten Fällen ist es Trägheit ihres Geistes und die daraus immer folgernde menschliche Dünkelhaftigkeit der geistig Schwachen, die Mühe haben, sich wenigstens zum Schein noch an einen einmal erlernten, niemals aber wirklich in sich erlebten Punkt früheren Geschehens krampfhaft anzuklammern, zu einem Fortschreiten ihres Geistes aber überhaupt nicht fähig sind und deshalb alle neuen Offenbarungen ablehnen.“

(Abd-ru-shin, Im Lichte der Wahrheit. Gralsbotschaft. Aus dem Vortrag: Weihnachten. Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart)

Dora van Gelder (1904 – 1999) hatte offensichtlich keine Probleme damit, Naturwesen und Christentum miteinander in Einklang zu bringen. In einem Aufsatz mit dem Titel „Das Weihnachtsfest der Engel“ schrieb sie über ihre hellsichtigen Wahrnehmungen zur Weihnachtszeit unter anderem:

„Die große Vorbereitungsarbeit der Engel auf Weihnachten beginnt sogar schon vor der Adventszeit und erreicht allmählich ihre höchste Steigerung Ende Dezember. (…) Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die gesamte Erdensphäre erfüllt ist von geistigen Besuchern, Engeln, Erzengeln und himmlischen Wesen, die auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen als wir selbst und für die Leitung und Überwachung der mannigfaltigen Prozesse der Natur verantwortlich sind. Es sind deren Gedanken, Gefühle und Aktivitäten, die eine so wichtige Rolle spielen bei der Erzeugung der besonderen Atmosphäre guten Willens, die sich Weihnachten bemerkbar macht. Zu dieser Jahreszeit erbebt die ganze Erde unter den wundervollen Energien, welche Engel ausströmen und unter dem machtvollen Segen von Christus, der als Antwort ihrer Anbetung herabsteigt. Während der gesamten Adventszeit und sogar noch einige Wochen zuvor, werden in den inneren Welten auf unterschiedliche Weise Vorbereitungen für die Feier des großen Festes getroffen; mit jedem Tag werden die Einflüsse stärker und intensiver, bis schließlich (…) der Höhepunkt erreicht ist, und die Welt ihr Herz wie eine Blüte ihre Blätter der Sonne öffnet, in die sich ein machtvoller Strom der Liebe und Kraft ergießt, von Christus selbst ausgehend, als irdischer Inkarnation der zweiten Person der Heiligen Dreifaltigkeit.“

( Aus: Dora van Gelder, Im Reich der Naturgeister. Aquamarin Verlag, 1995, S. 151f. und 157.)

So weit die „Weihnachtsgeschichte“, wie sie sich – wenn man den Berichten Hellsichtiger Glauben schenkt – auch heute noch alljährlich zu dieser Zeit im Jahr wiederholt: Weihnachtsmänner, Weihnachtsengel, Licht in der Erde, Dezember-Feiertage.

Nun lassen Sie uns zur Bescherung schreiten: Zwei Bilder liegen für Sie auf dem Gabentisch.

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Das ist eines meiner Lieblingsbilder. Es stammt von Gustave Doré (1832 – 1883) und ist eine Illustration zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Der Titel lautet: Paradiso Canto 31. (Quelle: Wikimedia Commons)

Oder was sagen Sie zu diesem?

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Francesco Botticini (1446 – 1497), ein Maler aus Florenz, hat diesen „offenen Himmel“ mit seinen Engelshierarchien dargestellt. Der Titel des Bildes lautet „Mariä Aufnahme in den Himmel“ (Quelle: Wikipedia) und passt folglich zum „Großen Frauentag“ – s.o.

Möge auch Ihnen der Himmel offenstehen!

Ich wünsche Ihnen ein besinnliches, bewusstes Weihnachtserleben!

Im Dezember 2015                                               Der Elfenfreund